Am Flughafen: keine Witze über die Kontrollen machen! - WELT

2021-12-14 17:57:43 By :

D ie Sprüche, die man im öffentlichen Raum eines Flughafens vermeiden sollte, insbesondere wenn es um den Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius geht. Tatsächlich gibt es kurz vor der Sicherheitskontrolle ein Schild, das auf Litauisch und Englisch warnt: "Menschen, die sich unangemessen über Flugzeugentführungen, das Mitführen von Waffen oder Sprengstoff äußern, können bestraft werden."

Leichtfertige Äußerungen am falschen Ort zur falschen Zeit haben bereits an verschiedenen Flughäfen und Fluggesellschaften zu Festnahmen, Ausschreitungen, Terrorismusverdacht und Strafanzeigen geführt. So wurde zum Beispiel ein Inder am Münchner Flughafen nach Hause geschickt, nachdem er bei der Kontrolle getäuscht hatte, seine Frau habe einen Sprengsatz bei sich gehabt.

Bei einer anderen Gelegenheit mussten betrunkene Briten in Tel Aviv ein Flugzeug verlassen, weil einer der Gruppe drohte, eine imaginäre Bombe zu zünden. Der Italiener, der am Flughafen Manila scherzte: „Ich habe drei Atombomben in der Tasche“, landete nicht in Hongkong, wohin er fliegen sollte, sondern in Gewahrsam. Und auf Fuerteventura machte ein Elfjähriger über einen versteckten Zettel einen Bombenwitz, woraufhin die Maschine evakuiert werden musste.

Es ist wahrscheinlich, dass der Flughafen in Vilnius die Warnung als Vorsichtsmaßnahme platziert hat. Aber ob er mit dem Plakat das subjektive Sicherheitsgefühl seiner Fahrgäste steigert? Das darf bezweifelt werden. Immerhin lässt die vage formulierte Warnung den Behörden eine Hintertür offen. Menschen „können“ für unangemessene Kommentare bestraft werden, ein „Muss“ wird nicht erwähnt.

Sprichwortklopfer können mit dem bösen Blick eines Polizisten oder mit dem demonstrativen Winken eines Schlagstocks und Handschellen davonkommen. Ein Abschleppen zur Vernehmung oder gar Inhaftierung ist nicht auszuschließen, weshalb wir dringend davon abraten, die Toleranz der litauischen Sicherheitsbehörden auf die Probe zu stellen.

Wer mit einem Kumpel namens Jack reist, sollte auch dringend darauf verzichten, ihn laut mit „Hi Jack“ zu begrüßen – das klingt verdammt nach „Hijacking“. Ebenfalls nicht empfehlenswert: Dem Sicherheitspersonal mitzuteilen, dass man dringend auf die Toilette muss, weil die eigene Blase platzt und wie eine Bombe explodiert.

Auf der anderen Seite könnte man von den Sicherheitsleuten an den Flughäfen dieser Welt etwas mehr Humor und gesunden Menschenverstand erwarten. Darf ein Witz, der gerade im stressigen Umfeld einer Sicherheitskontrolle zum Lachen bringen soll, gar nicht erlaubt sein? Muss man immer alles auf die Goldwaage legen?

Ist das Herumalbern nicht Ausdruck der freien Meinungsäußerung – und kann von Sicherheitsbeamten nicht erwartet werden, dass sie Dummheiten von echter Gefahr unterscheiden können? Denn eines ist klar: Wer kurz vor dem Abfluggate eine Flugzeugentführung im Sinn hat oder eine Bombe durch die Sicherheitskontrolle schmuggeln will, wird garantiert kein Wort darüber verlieren.

Rasereien über den Wolken türmen sich auf. Allein in den USA gab es in diesem Jahr 4.400 Fälle. Handyvideos zeigen Angriffe von Passagieren. In Dallas wird die Flugbesatzung nun von Air Marshalls in Selbstverteidigung trainiert.

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