Terrorgefahr : Gedruckte Pistolen alarmieren das BKA - WELT

2022-05-22 01:08:17 By : Ms. Linda Wang

T erroristen können mit Hilfe von 3-D-Druckern Waffen herstellen und sie in Einzelteilen an Bord eines Flugzeugs schmuggeln. Dieses Fazit lässt sich aus einer Stellungnahme des Bundeskriminalamts (BKA) ziehen.

Danach ist die verbotene Produktion schussfähiger Waffen mit 3-D-Druckern zwar möglich, die Benutzung sei jedoch mit einer hohen Verletzungsgefahr für den Schützen verbunden, teilte Barbara Hübner, Sprecherin des BKA mit.

Nähere Einzelheiten wollte sie nicht nennen, erklärte aber, die deutschen Sicherheitsbehörden würden die Entwicklung dieser Drucktechnik aufmerksam beobachten und ihre Sicherheitskonzepte laufend anpassen.

Seit vergangenem Jahr hatten BKA und Bundespolizei getestet, wie gefährlich die neue Technik ist. Die Überprüfung ist jetzt abgeschlossen. Dafür hatte das BKA einen eigenen Printer angeschafft.

Durch eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion der Linkspartei war bekannt geworden, dass die Sicherheitsbehörden vor allem die Terrorgefahr im Luftverkehr im Auge haben. Die gedruckten Kunststoffteile würden sich leicht durch Metalldetektoren der Gepäckkontrollsysteme schleusen lassen. Im Flugzeug könnte ein Angreifer die Waffe dann zusammenbauen.

Sicherheitsbehörden weltweit waren auf die Technik aufmerksam geworden, als im vergangenen Jahr im 3-D-Verfahren gedruckte Pistolen von Solid Concepts und die „Liberator“ auftauchten. Der texanische Jurastudent Cody Wilson präsentierte sein aus 16 Teilen bestehendes Modell zusammen mit Videos von erfolgreichen Schusstests auf seiner Website. Aus dem gleichen Plastikmaterial bestehen auch Lego-Bausteine.

Zwar musste Wilson die CAD-Baupläne für die „Liberator“ wenige Tage später auf Anordnung des US-Außenministeriums aus dem Netz nehmen. Sie wurden aber bis dahin hunderttausend mal heruntergeladen und sind immer noch online verfügbar. Auch Gewehre und Gewehrteile wurden bereits mit 3D-Druckern gefertigt.

Nicht nur Pistolen, auch Gefechtsköpfe sollen sich künftig mit Hilfe von 3-D-Druckern herstellen lassen. Das Pentagon entwickle zurzeit eine 3-D-Technik zum Drucken der entsprechenden Komponenten, berichtete Army Technology, eine Zeitschrift des Forschungskommandos der US-Armee.

Die US-Armee erhofft sich viele Vorteile: Die neuen Sprengköpfe sollen zielgenauer, kontrollierbarer, skalierbarer und billiger sein als traditionelle Sprengköpfe.

Die Drucker ermöglichen eine bessere Kontrolle über das Design der Sprengköpfe und erlauben Formen und Strukturen, die bisher nicht produziert werden konnten, zitiert das Online-Magazin Motherboard einen Materialforscher der US-Streitkräfte.

Beispielsweise könnten die Gefechtsköpfe kompakter gebaut werden und dadurch Platz für zusätzliche Sprengladungen, Sensoren und Sicherheitsmechanismen schaffen. Sogar die Größe und Flugrichtung der Splitter nach der Detonation ließen sich bestimmen. Das Pentagon hofft auch, mit dem 3-D-Druck künftig ganze Gefechtsköpfe und Raketen produzieren zu können.

Aber auch an weniger tödlichen Anwendungen forscht das amerikanische Militär: Hautzellen via Bioprinting, Essen und Kleidung für die Soldaten gehören dazu. Sogar den Nachschub im Kriegsfall könnte der 3-D-Druck revolutionieren.

Denn Soldaten an der Front müssten nicht mehr auf dringend benötigte (Ersatz-)Teile warten, die in Konvois angeliefert werden. Soweit die erforderliche Qualität gewährleistet ist, könnten sie die Teile vor Ort selbst herstellen. Zwei 3-D-Drucker sind laut der Armee-Zeitschrift bereits bei den US-Truppen in Afghanistan im Einsatz.

Im Amsterdamer Norden baut das Architektenbüro „DUS“ am ersten 3D-gedruckten Grachtenhaus. Es ist ein Projekt für den sie einen langen Atem brauchen - und einen sechs Meter hohen „Kamermaker“.

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