Wiener Journal - Wobei, geht ja nicht im Flugzeug - Wiener Zeitung Online

2022-05-28 07:42:14 By : Mr. calvin xu

Kurz vor meinem letzten Städteflug, der von Wien nach Berlin geführt hat und Gott sei Dank nach einer knappen Stunde schon wieder vorbei gewesen ist, habe ich in einer gehobenen Fachzeitschrift für Tratsch und Klatsch und Flugzeugkatastrophen gelesen, dass eine ägyptische Passagiermaschine vor allem deshalb abgestürzt ist, weil sich der Kapitän im Cockpit eine Filterzigarette angezündet hat. Normalerweise machen mich Unfallursachen, die ich klipp und klar verstehen kann, ruhiger im Verkehr. Diesmal war das nicht der Fall. Diesmal hat mich schon die Durchsage nervös gemacht, wonach das Handgepäck im Notfall an Bord zu bleiben hat. Ich gehöre zu den Passagieren, die ihr Handgepäck im Notfall sicher nicht an Bord lassen. Also besser keinen Notfall mit mir. Früher war das Fliegen einfacher. Da musstest du nur leise "Flugangst" murmeln und gleich hast du ein alkoholisches Freigetränk in der Hand gehabt. Heute geht das nicht mehr ganz so gut. Wird wohl an den Sparmaßnahmen liegen. Oder am Personalmangel. Völlig verständlich. Unterbezahlt und überbeschäftigt, will sich keiner die Kabine zudem auch noch mit flugängstlichen Vollalkoholikern füllen. Wo es eh schon Zumutung genug ist, dass da überhaupt wer sitzt. Noch dazu mit zu viel Handgepäck. Das Gefühl, im internationalen Flugverkehr kaum mehr als lästiges Frachtgut zu sein, kriege ich meistens schon beim Einchecken vermittelt. Gut kann ich mich erinnern, wie ich in Schwechat den Koffersticker ums Verrecken nicht aus dem Automaten rausbekam. "Sie müssen den Scanner auf das Ticket halten!" "Im richtigen Abstand!" "Im richtigen Abstand!!!" Totalversagen bei der Matura nichts dagegen. Meine Frau nimmt das viel lockerer als ich. Außer bei der Security-Kontrolle. Bei der Security-Kontrolle kann sogar meine Frau die Contenance verlieren. Meistens hat das mit Schuhwerk zu tun. Auf internationalen Flugreisen hat meine Frau in der Regel die falschen Schuhe an. Irgendwas piepst immer. Schon steht sie in Socken da. Auf einem Flug von London nach Wien bin ich einmal neben einem Mann gesessen, etwas dicklicher Mittfünfziger in Jeans und T-Shirt, der hatte einen Teddybären am Schoß und nach dem Landeanflug hat er dem Teddybären die Hand gedrückt und sich bei ihm bedankt. Das war bevor die Pandemie das Fliegen auf den Punkt gebracht hat. Heute hätte der Mann seinen Bären längst schon hoch in der Luft aus dem Fenster geworfen. Wobei, geht ja nicht im Flugzeug.