Magnus Carlsen - Schach-Eklat: Deutscher hält Cheating für möglich

2022-10-02 09:27:04 By : Mr. Tengyue Tao

Schach-Weltmeister Magnus Carlsen hat mit den Betrugsvorwürfen gegen seinen Kontrahenten Hans Niemann für einen beispiellosen Eklat gesorgt. Deutschlands bester Schachspieler Vincent Keymer hat sich nun geäußert und hält Betrug bei online gespielten Partien durchaus für möglich.

München – Die öffentlichen Betrugsvorwürfe von Schach-Weltmeister Magnus Carlsen gegen seinen Kontrahenten Hans Niemann sorgen weiter für erhitzte Gemüter in der Schachszene. Jetzt hat sich mit Vincent Keymer auch ein deutscher Schach-Großmeister zum möglichen "Cheating" im Schachsport geäußert.

"An sich denkt man, im Profibereich sollte das Problem nicht bis wenig existieren, aber man weiß es nie so genau", sagte der 17-Jährige im "Sportschau"-Interview: "Das Entdecken von Cheating ist keine perfekte Wissenschaft. Klar hat man Algorithmen, die etwas herausfiltern können, aber selbst wenn ein Algorithmus sagt, dass an einer Stelle kein Cheating stattgefunden hat, kann es dennoch sein, dass dort gecheatet wurde."

Der norwegische Schach-Superstar Carlsen hatte beim online ausgespielten Julius Bär Generation Cup für einen im Schachsport beispiellosen Eklat gesorgt, als er die Partie gegen Niemann nach nur einem Zug verließ. Nachdem er tagelang zu dem Vorfall geschwiegen hatte, legte Carlsen am Montagabend nach und erhob bei Twitter Betrugsvorwürfe gegen den US-Amerikaner, ohne allerdings Beweise vorzulegen.

Keymer ist mit seinen 17 Jahren Deutschlands jüngster Schach-Großmeister. Beim Julius Bär Generation Cup schaffte er es bis ins Halbfinale und verlor dort gegen den späteren Turniersieger Carlsen. "Man kann theoretisch online eine Partie spielen und nebenher in einen zweiten Rechner, ein Handy oder sonstige Maschine die Partie eingeben - die Engine gewinnt gegen jeden Menschen auf der Welt", erzählte er über mögliche Betrugsmaschen beim Online-Schach: "Beim Generation Cup gab es natürlich Maßnahmen: Es gab eine Frontkamera, eine Seitenkamera zum Anti-Cheating, die den Raum filmt, auch Ohren werden teilweise gescannt."

Trotz alle dieser Maßnahmen gebe es bei online gespielten Partien durchaus die Möglichkeit, zu betrügen. "Ich würde sagen, wenn jemand sich sehr genau überlegt,  wie er online cheaten möchte, kann er das auf jeden Fall durchziehen. Auch wenn Kameras da sind: Man kann sie anders platzieren - man kann das nicht verhindern", sagte Keymer.

Wenn ein Amateurspieler plötzlich überragend spielen würde, läge der Verdacht nahe, dass etwas nicht stimme, erklärte Keymer. Bei einem Top-Spieler, der einfach eine sehr gute Partie spiele, sei eventuelles Cheating aber auch mit Hilfe von Algorithmen schwer nachzuweisen.

"Man könnte einen starken Spieler nach seiner Einschätzung fragen, ob ein Spieler in gewissen Situationen gecheatet hat oder nicht, weil man einfach weiß, dass es bestimmte Züge gibt, die Menschen eigentlich niemals machen würden. Dass das nicht reicht, um Personen zu überführen, ist klar. Man muss schon eine Art der Beweisführung vorlegen. Deshalb kann man einfach nur hoffen, dass starke Spieler einfach weiter Abstand davon nehmen und weiter dabei bleiben, fair zu spielen", sagte Keymer.

Ob Carlsen im Streit mit Niemann eine solche Beweisführung vorlegen kann, wird mit Spannung erwartet. Bei Partien die am Brett und nicht online gespielt werden, schätzt Deutschlands bester Schachspieler die Betrugsmöglichkeiten deutlich geringer ein.

"Am Brett ist es schwieriger, aber ich kenne mich auch nicht zu sehr mit den Möglichkeiten aus, wie das da funktionieren kann. Bei der Schach-Olympiade war es so, dass es Metalldetektoren gab. Oft gibt es sogar Scanner, die Funkwellen erkennen. Es wird schon einiges getan, um Betrug zu verhindern. Das Problem ist recht groß, weil die Engines so viel stärker sind als die Menschen", sagte Keymer.

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