Diese Woche werden auf dem Areal der Aargauer Psychiatrischen Dienste (PDAG) drei weitere Stationen den Betrieb aufnehmen. In den vergangenen zwei Jahren wurde die Klinik für Forensische Psychiatrie um einen Neubau erweitert. In dem rund 34,5 Millionen Franken teuren Neubau stehen 26 zusätzliche Behandlungsplätze für psychisch kranke Straftäter zur Verfügung. Dabei handelt es sich um Personen, die von einem Gericht zu einer stationären Maßnahme – auch Kleinarrest genannt – verurteilt wurden.
Mit Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus stehen im Aargau 72 forensische Behandlungsplätze zur Verfügung. In Königsfelden wurden bislang 46 psychisch kranke Straftäter behandelt.
Einerseits wird durch die Erweiterung eine bestehende Versorgungslücke geschlossen. Im Gefängniskonkordat in der Nordwest- und Zentralschweiz gibt es zu wenige Plätze für schwer psychisch kranke und gefährliche Straftäter. Andererseits wurde mit der Erweiterung auch die Sicherheit erhöht. Der damalige Justizdirektor Urs Hofmann sagte beim Spatenstich, es sei deutlich geworden, dass die vorhandene Infrastruktur für gefährliche Kriminelle nicht ausreiche.
Der Psychiatrische Dienst Aargau (PDAG) machte in der Vergangenheit mehrfach Schlagzeilen, weil psychisch kranke Straftäter aus der Forensischen Klinik ausbrachen. Im Mai 2016 öffnete ein Krimineller mit einem Werkzeug das Sicherheitsnetz vor dem Balkon und warf sich ab. Im Januar 2018 gelang zwei weiteren die Flucht.
"Mit dem Neubau verfügt die PDAG nun über das wohl modernste Sicherheitssystem für eine forensische Psychiatrie in der Schweiz", wird Forensik-Chefarzt Peter Wermuth in der Mitteilung zitiert. Die neue Infrastruktur wird es insbesondere ermöglichen, psychiatrische Notfälle aus Gefängnissen unter sichereren Bedingungen zu behandeln.
Aufgrund der zusätzlichen Behandlungsplätze werden natürlich zusätzliche Mitarbeiter benötigt. Chefarzt Peter Wermuth sagte 2019, dies sei angesichts des „ernsthaften Fachkräftemangels“ ein großes Thema. Es kommt vor, dass sich niemand auf vakante Oberarztstellen bewirbt.
Im Bescheid zur Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus schreibt die PDAG, dass täglich mehr als 50 Fachkräfte im Neubau arbeiten werden. Um die Versorgung trotz Fachkräftemangel langfristig sicherzustellen, bildet die PDAG in Kooperation mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) seit 2019 Mitarbeitende in einem jährlichen CAS-Lehrgang aus.
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