OMR 50 - das Ranking der Marketingprofis des Jahres 2021 | OMR - Online-Marketing Rockstars

2021-12-14 17:49:18 By : Ms. Teddy Sun

Wer hat die OMR-Redaktion in den letzten Monaten besonders beeindruckt? Die Lösung finden Sie hier in der Neuauflage von „OMR 50 – das Ranking powered by Gerolsteiner“. Wie jedes Jahr haben wir 50 Personen und Teams versammelt, deren Arbeit in den Bereichen Marketing, Medien, Digital Economy und Aufmerksamkeitsökonomie hervorsticht.

Ein Hinweis dazu, der schon fast so Tradition geworden ist wie die Liste selbst: Natürlich haben wir lange für OMR 50 recherchiert und intern diskutiert. Trotzdem bleibt das Ganze eine subjektive Auswahl und ist eher als Infotainment denn als hartes Ranking zu verstehen. Auch in diesem Jahr haben wir versucht, eine gute Mischung aus Branchenstars, Hidden Champions, Digitalstars und bemerkenswerten Kuriositäten zu finden. Einige von ihnen werden wir nächstes Jahr wieder auf dem OMR Festival sehen, das für den 17. und 18. Mai geplant ist.

„Als Partner von OMR freuen wir uns auch in diesem Jahr wieder die OMR Top 50 zu unterstützen“, sagt Marcus Macioszek, Marketing Manager bei Gerolsteiner. „Es ist immer wieder erstaunlich, was für interessante Köpfe herausstechen.“ Aber jetzt erstmal viel Spaß beim (Wieder-)Entdecken der spannendsten Köpfe der Branche.

Pamela Reif (Foto: Pamela Reif auf Instagram)

Fragt man Vertreter der deutschen Startup-Szene, wem das Profil „erfolgreiche deutsche Einzelunternehmerin, die erst Mitte zwanzig, aber vermutlich schon Multimillionärin ist“ einfällt – der Name Pamela Reif . wird wohl nur wenigen einfallen . Der 25-Jährige aus Karlsruhe ist als Fitness-Instagrammer bekannt. Doch in Deutschland werden Macher offenbar noch immer als Unternehmer unterschätzt – zu Unrecht, wie Reif beweist.

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Werfen Sie zum besseren Verständnis zunächst einen Blick zurück: In den vergangenen anderthalb Jahren ist Reif hinsichtlich Reichweite und Bekanntheit in ganz neue, internationale Sphären vorgedrungen. Vor allem, weil sie zu Beginn der Corona-Krise den Moment für sich erkannt hat. Wenn ein Großteil der Menschheit im Lockdown zu Hause ist, intensiviert die Fitness-Influencerin ihre Aktivitäten auf einer Plattform, auf der sie bisher nur unregelmäßig aktiv war: YouTube. Zunächst streamt sie Workouts für alle, die sich zu Hause fit halten wollen. Als sie merkte, wie gut es ankam, lud sie fortan mindestens ein Video pro Woche auf YouTube hoch. Sie heißen dann zum Beispiel „10 Minute Ab Workout“, „15 Minute Booty Workout“ oder „20 Minute Full Body Workout – Beginner Version“ – und greifen damit auf das Suchvolumen für Workout-Tutorials zu, das bei dieser durch die Decke geht Zeitpunkt.

Das Ergebnis: Die vergleichsweise hochwertigen Videos von Reif werden millionenfach abgerufen; die Zahl der Abonnenten ihres YouTube-Kanals ist von 1,63 auf aktuell über acht Millionen gestiegen. Vor der Pandemie hatte der Kanal 120 Millionen Aufrufe; Seitdem hat sich die Zahl der Aufrufe auf über 1,23 Milliarden verzehnfacht. Google listet ihr Video „10 Min Ab Beginner Workout“ (derzeit knapp 65 Millionen Aufrufe) in den Top 10 YouTube-Videos des Jahres 2020.

Da sie den Großteil ihrer Inhalte schon lange auf Englisch postet, gelingt es ihr auch, Follower aus dem Ausland zu gewinnen: Drei Viertel ihrer YouTube-Zuschauer kommen aus dem Ausland, zum Beispiel aus den USA, Großbritannien, Italien und Frankreich.

Ihre Reichweitenexplosion auf Youtube spiegelt sich auch auf ihrer ehemaligen Hauptplattform Instagram wider. Dort ist von Februar 2020 bis heute die (schon beeindruckende) Zahl ihrer Follower von 4,6 auf 8,2 Millionen gestiegen. Auf ihrem Instagram-Account informiert sie nicht nur ihre bestehenden und neuen Follower über neue YouTube-Videos, sondern teilt auch Trainingspläne zu Beginn der Pandemie; Außerdem postet sie gesunde Rezepte auf dem „Pam Goes Nuts“-Account. In den Geschichten lässt sie die Follower an ihrem Alltag teilhaben. Auf diese Weise baut Reif ein kleines „Content-Schwungrad“ und eine größere Community für sich auf als je zuvor.

Auf Instagram kann sie das über YouTube gewonnene Publikum besser monetarisieren: Dort postet sie Werbung für Produkte, insbesondere im Rahmen langfristiger Partnerschaften mit Unternehmen wie Puma, Calzedonia, GHD und der schwedischen Modemarke NA-KD. Anfang 2021 wird sie zudem ihre eigene Marke für gesundheitsbewusste Ernährung lancieren: „Naturally Pam“. Als Partner (und Minderheitseigentümer) agiert das Hamburger Startup Goodlife Company, das Hej Natural Riegel Reif seit Jahren vorantreibt. Die Produkte von „Naturally Pam“ sind zunächst nur im eigenen Online-Shop erhältlich und dort schnell ausverkauft. Sie sind jetzt auch im Handel erhältlich.

Kurz nach der Einführung ihrer eigenen Marke fügte sie ihrer Content-Schwungrad- und Monetarisierungsstrategie ein weiteres wichtiges Element hinzu: die Pam-App. Darin wird sie künftig ihre Rezepte und Trainingspläne bündeln. Ein grundlegender Inhalt ist kostenlos verfügbar; Nutzer müssen alle Inhalte und den gesamten Funktionsumfang abonnieren. Diese Strategie funktioniert offensichtlich sehr gut: Das App-Statistiktool Airnow Data schätzt, dass die App betriebssystemübergreifend 2,5 Millionen Mal heruntergeladen wurde und in weniger als einem Jahr fast sechs Millionen US-Dollar Umsatz generierte.

Das Beeindruckendste an der Erfolgsgeschichte von Pamela Reif ist vielleicht, wie es ihr in den letzten zwei Jahren gelungen ist, in China Fuß zu fassen. Ein chinesischer Follower sprach sie auf der Straße darauf an, dass andere ihre Videos auf chinesischen Plattformen hochgeladen und damit viele Views generiert haben. „Ich dachte, ich könnte das selbst machen“, sagte Reif. Es hat mittlerweile fast sieben Millionen Follower auf Bilibili (dem chinesischen YouTube), 6,6 Millionen auf „Little Red Book“ (Xiaohongshu, ähnlich Instagram) und 1,7 Millionen auf Sina Weibo. Es streamt in der Fitness-App Keep vor Hunderttausenden von Zuschauern; wirbt für Puma in China und hat sogar Verträge mit chinesischen Marken wie der Lebensmittelmarke WhollyMoly abgeschlossen.

Im OMR Podcast sagte Kağan Sümer zu OMR-Chef Philipp Westermeyer: „Drei Dinge muss man über mich wissen: Ich liebe Fahrräder. Ich liebe Mannschaftssportarten. Und ich liebe Verbrauchergeschäfte. „Deshalb ist Sümer bereits 6.000 Kilometer von Istanbul nach China mit dem Fahrrad gefahren, wurde Kapitän der türkischen Jugend-Wasserballmannschaft und gründete den Gorillas-Lieferservice.

Nur neun Monate nach seiner Gründung ist das Berliner Startup zum Einhorn aufgestiegen. Dies war in so kurzer Zeit keinem anderen deutschen Unternehmen gelungen. Das Gorillas-Prinzip ist ganz einfach: Bestellt man Supermarktartikel in der App, werden diese gegen eine Gebühr von 1,80 Euro per Fahrradkurier geliefert. Zu Beginn gelang es dem Unternehmen, mit Lieferzeiten von zehn Minuten oder noch weniger, enorme Mundpropaganda-Effekte zu generieren. Damit ist Gorillas auch eine Marketing-Erfolgsgeschichte. Aktuell ist das Startup in acht Ländern aktiv; Allein hierzulande beschäftigt sie über 10.000 Fahrer. Aufgrund des rasanten Wachstums steht das Unternehmen im Fokus eines verstärkten Medieninteresses.

Inzwischen ist Gorillas auch ein relevanter Medienspender; Zuletzt ging das Unternehmen eine Partnerschaft mit Paris Saint-Germain ein. Beachtliche Finanzierung hilft: Erst im vergangenen September hat das Startup in einer dritten Finanzierungsrunde, diesmal angeführt von Delivery Hero, rund eine Milliarde Dollar eingesammelt, um weiter zu wachsen und – immer wichtiger – den eigenen Marktanteil gegen die Konkurrenz zu verteidigen. Denn neben dem Lokalrivalen Flink und einigen anderen europäischen Konkurrenten hat nun auch das US-Modell Doordash seinen Einstieg in den deutschen Lieferdienstmarkt angekündigt.

Philipp Westermeyer mit Gorillas-Gründer Kağan Sümer (rechts) während der OMR-Podcast-Aufzeichnung

Es fühlt sich an, als würde sich Lena Gercke immer wieder neu erfinden. Erstes Model nach ihrem Sieg bei Germany's Next Topmodel. Später Moderator und Influencer. Heute Unternehmer. Gemeinsam mit About You hat sie LeGer gegründet – und vertreibt die von ihr entworfenen Kleider exklusiv über den Händler. Damit ist Lena Gercke auch ein wichtiger Bestandteil der Erfolgsgeschichte von About You, die in diesem Jahr mit dem Börsengang ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte.

„Wir haben derzeit rund sechs Millionen Euro Umsatz. Und unser Ziel ist es, in den nächsten drei Jahren einen zweistelligen Betrag zu erreichen“, sagte Lena Gercke Ende 2019 im OMR-Podcast. Ob dies gelungen ist, lässt sich nicht feststellen. Heute jedoch gehört die Marke zu den Bestsellern bei About You und macht LeGer im Mai 2021 offiziell zum Unternehmen: Lena Gercke hat mit dem Händler die LeGer GmbH gegründet und will nun weiter angreifen. Bei Otto.de vertreibt Ihre Marke jetzt eine Wohnkollektion mit Sofas, Betten und Vorhängen. Als Marke bezeichnet LeGer stilvolle Zurückhaltung sowohl bei Möbeln als auch bei Kleidung.

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Auch in diesem Jahr haben sich Gercke und About You eine spezielle Marketingstrategie ausgedacht. Rund um den Launch einer ihrer Kollektionen wurde sie von Kameras begleitet – auch während ihrer Schwangerschaft. Das Ergebnis ist eine zweiteilige Dokumentation, die auf YouTube insgesamt 2,8 Millionen Views generiert hat. Das Video zur Kampagne zur Herbst-/Winterkollektion von Lena Gercke, das breit im Fernsehen ausgestrahlt wurde, wurde allein auf ihrem eigenen Instagram-Kanal über 100.000 Mal angeschaut.

Gleichzeitig ist Gercke auch ein gefragter Partner für viele Marken außerhalb der About You- und Otto-Welt. Mit 2,8 Millionen Instagram-Followern gehört sie zu den reichweitenstärksten deutschen Influencern. Adidas, Maybelline und BMW sind bekannte langjährige Markenpartner.

Spätestens seit September 2021 kann sich die Berlin Brands Group (BBG) nicht mehr hinter dem Label „Hidden Champion“ verstecken. Dann kündigte das Unternehmen eine Finanzierungsrunde über 700 Millionen US-Dollar an, die den 2005 als Chal-Tech gegründeten DTC-Händler endgültig zum Unicorn-Status katapultierte. Lange Zeit zog Gründer Peter Chaljawski jedoch relativ ruhig und von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt sein eigenes Markenimperium auf. Aus einem Ebay-Händler mit preiswerter Haushalts- und Unterhaltungselektronik ist über die Jahre ein Portfolio von 14 selbst entwickelten Marken gewachsen. Neben Klarstein, der Flaggschiff-Marke für Haushaltsgeräte, kennen Sie vielleicht die Sportgerätemarke Capital Sports oder die unter dem Blumfeldt-Label vertriebenen Gartenprodukte.

Wie viele andere E-Commerce-Händler hat das Corona-Jahr 2020 BBG in eine neue Wachstumsphase geführt. Der Umsatz sprang um mehr als 50 Prozent auf 334 Millionen Euro. Und nichts spricht dagegen, dass das laufende Geschäftsjahr erneut mit einem massiven Umsatzplus abschließen wird. Denn Ende 2020 gingen die Berliner ins Rennen um profitable DTC-Verkäufer. Eine Finanzierungsrunde in Höhe von 240 Millionen Euro sorgte dafür, dass sich BBG direkt beim Strom engagieren konnte. Und das mit Erfolg. Mittlerweile gehören neben den selbst gebauten Eigenmarken mehr als 40 weitere DTC-Marken zum BBG-Imperium.

Da mag es geholfen haben, dass ausstiegswillige Chaljawski-Gründer einen etwas attraktiveren Pitch haben als die anderen Verkäuferkäufer: Er kann ihnen nicht nur versprechen, dass BBG die Marken durch Synergien und professionelleres Management weiter ausbauen wird. Das Berliner Unternehmen bietet zudem eine eigene Warehouse-Infrastruktur und selbstentwickelte Software an, die neben Amazon auch eigene Markenshops und weitere Marktplätze in mehr als 20 europäischen Ländern, der Türkei, den USA und China befüllt. Insgesamt erreicht BBG nach Unternehmensangaben weltweit 1,5 Milliarden aktive E-Commerce-Käufer.

Peter Chaljawski, Gründer und CEO der Berlin Brands Group, Foto: BBG

Vor allem die Tatsache, dass BBG die Logistik selbst in der Hand hält, ist derzeit ein gewichtiges Argument im Wettstreit um die attraktivsten FBA-Verkäufer. Denn Amazon selbst wächst derzeit schneller, als es neue Fulfillment-Center eröffnet. Für viele FBA-Händler bedeutet dies, dass kurz vor wichtigen Shopping-Events wie dem Black Friday die Warenmenge, die sie bei Amazon lagern können, vom Unternehmen nach Lust und Laune begrenzt wird.

Die aktuelle Dynamik des E-Commerce zeigen nicht zuletzt die aktuellen Expansionspläne der BBG. Seit 2017 betreibt das Berliner Unternehmen in Kamp-Lintfort am Niederrhein ein eigenes Lager- und Versandzentrum mit einem Volumen von 55.000 Kubikmetern. Gerade haben wir ein zweites mit über 90.000 Kubikmetern dazugelegt. Die Tageskapazität soll von 40.000 auf 100.000 Pakete steigen. Darüber hinaus wird Ende 2021 ein Lager in Großbritannien eröffnet, weitere in Spanien, Frankreich und Osteuropa sind geplant. Und auch Chaljawski soll mit dem Ausbau seines Markenimperiums Schritt halten können. Mitte November kündigte BBG an, für die Übernahme von FBA-Verkäufern weitere 100 Millionen Euro einsammeln zu können.

Die digitale Transformation eines Traditionsunternehmens, das noch mit beiden Beinen im etablierten Gewerbe steht – das war auch vor der Pandemie kein Nine-to-five-Job. Doch mit dem ersten Lockdown wurde die Aufgabe von Tina Müller, seit 2017 CEO der Drogeriekette Douglas, umso dringlicher. Sie nutzte die Gelegenheit, um unvermeidliche Veränderungen zu beschleunigen, die sie längst begonnen hatte. Ihre engste Verbündete ist Digitalchefin Vanessa Stützle, die fast zeitgleich zu Douglas wechselte und zuvor bei S. Oliver beweisen konnte, dass sie Ideen hat, wie man den Online-Umsatz einer klassischen Filialkette steigern kann.

Tina Müller und Vanessa Stützle, CEO und CDO von Douglas (von rechts), Foto: Douglas

Mache den etwas veralteten Parfümeur Douglas zur "größten Beauty-Plattform Europas". Das sei die Aufgabe, die sich Stützle bei ihrem Wechsel gestellt habe, erklärte sie im vergangenen Juli im OMR-Podcast. Und diesem Ziel war sie zum Zeitpunkt der Aufnahme ein gutes Stück näher gekommen. Lag der Anteil am Online-Umsatz beim Start der beiden Frauen noch bei zehn Prozent, ist er inzwischen auf 40 Prozent gestiegen. Da war natürlich ein gewisser Corona-Effekt drin. Aber selbst wenn die Filialen komplett geöffnet würden, rechnete sie nicht damit, dass der Wert unter ein Drittel sinken würde, so Stützle damals im OMR-Podcast. Und in Sachen Profitabilität, ergänzte ihre CEO Tina Müller, seien das Online- und Offline-Geschäft ohnehin auf dem gleichen Niveau.

Deshalb hätte sich Müller vielleicht den geplanten PR-Coup erspart, der kurzfristig am Image des visionären Managers kratzte. Durch die Neuinterpretation einiger Douglas-Filialen von Parfümerien zu Drogerien – die auch im Lockdown öffnen durften – hatte sie einerseits Kreativität bewiesen. Doch in einer Stimmung, die alles begrüßte, was eine Verkürzung der Pandemie versprach, scheiterte der Plan am massiven öffentlichen Gegenwind. Immerhin hatte die erfolglose PR-Volte Douglas in die Schlagzeilen gebracht und damit die Lockdown-Bevölkerung, die damals fast ausschließlich online shoppte, darauf aufmerksam gemacht.

Auch wenn die Douglas-Chefin für ihre Idee einen regelrechten Shitstorm erleben musste, änderte diese Erfahrung nichts an ihrer Einstellung, sinnvolle und unvermeidliche Veränderungen entschlossen anzugehen. Und ihr hätte klar sein müssen, welche Empörungswelle ihre Ankündigung von Filialschließungen auslösen würde. Douglas wird in den kommenden Monaten 500 Geschäfte in ganz Europa schließen. In Deutschland verschwinden 60 von 430 Geschäften. Das ist nicht nur jede siebte Filiale – vielerorts verschwindet ein bekannter Name aus der Fußgängerzone, der längst als Bollwerk gegen die Krise in Innenstädten und die Digitalisierung aufgetaucht ist.

Douglas feiert in diesem Jahr seinen 111. Geburtstag. Noch vor einigen Jahren hätte mancher darauf gewettet, dass das Unternehmen dieses Jubiläum stark oder gar nicht geschüttelt hätte. Tina Müller und Vanessa Stützle haben sie besser belehrt. Mehr noch: Die Transformation von Douglas kann als Vorlage für mittelständische Händler dienen, die verstanden haben, dass die Digitalisierung kein Trend ist, den man beiseite schieben kann, sondern eine Herausforderung, die nur gemeistert werden kann, wer konsequent und ohne Nostalgie an ihr herangeht.

Als Will Smith vor wenigen Tagen der Premiere des Films King Richard (ein Biopic über Serena und Venus Williams, deren Vater Smith im Film spielte) in London beiwohnte, war das erste Foto, das der Hollywoodstar auf Instagram veröffentlichte, von der Feier ein gemeinsames Selfie mit Younes Zarou. Der 23-Jährige aus Frankfurt hat auf Instagram „nur“ 4,9 Millionen Follower, während Smith knapp 57 Millionen hat. Warum also ehrt der Filmstar dem jungen Schöpfer diese Ehre?

Die mutmaßliche Antwort: Tiktok. Die Plattform dürfte mittlerweile die wichtigste sein, um die junge Zielgruppe zu erreichen. Smith hat mehr Follower (63,9 Millionen) als Zarou (41,2 Millionen) auf Tiktok. Aber gemessen an den Gesamtspielen hat der 23-jährige Deutsche mit 11,6 Milliarden Aufrufen fast dreimal so viel wie Will Smith (3,1 Milliarden). Auf Tiktok gibt es derzeit kein gemeinsames Video zwischen dem US-Schauspieler und dem deutschen Schöpfer. Gut möglich, dass er aber erst im Februar online geht, wenn der Film in Deutschland startet.

Zarou ist nicht nur der reichweitenstärkste Tiktok Creator in Deutschland, sondern gehört auch auf europäischer Ebene zur Spitze. Seine Spezialität: Videos mit unerwarteten visuellen Effekten, optischen Täuschungen und überraschenden Experimenten. Es zeigt in der Regel sowohl, wie der Effekt erzielt wird, als auch wie es am Ende in einem Foto oder Video aussieht. Einen Hasen aus dem Hut zu ziehen ist eine Sache, aber die TikToker scheinen den Blick hinter den Vorhang zu lieben und wie der Hase in den Hut kommt noch mehr.

Es ist die große Hype-Fashion-Story des Jahres: Achraf Ait Bouzalim hat jede seiner Kollektionen in wenigen Minuten ausverkauft – und seine Marke 6PM zu einem Millionengeschäft gemacht. Wie hat der 25-Jährige aus Frankfurt das geschafft? Mit einer Kombination aus einer starken Community und bekannten Drops. Er gibt kein Geld für Marketing aus.

Achraf Ait Bouzalim hat 6PM zu einem der angesagtesten deutschen Modelabels geformt

Achraf startete 2016 um 18 Uhr während des Studiums. Aber am Anfang ging das Geschäft mit den schicken 6-Uhr-Klamotten gar nicht. 2019 kommt die Trendwende, denn der Investor „Papa Oscar Ventures“ steigt in das Unternehmen ein und gibt dem Gründer den Rücken. Seitdem sind alle seine Kollektionen ein Selbstläufer.

„Instagram ist der Kanal, über den wir mit Kunden kommunizieren“, sagt Achraf Ait Bouzalim. „Ich habe meine Community organisch aufgebaut und stehe ihnen sehr nahe. Deshalb ist 18 Uhr jetzt so groß geworden. „Der Instagram-Account seines Labels hat mittlerweile 144.000 Follower. Aber sein persönliches Konto ist noch wichtiger. Er ist seinen 169.000 Followern noch näher und lässt sie an seinem Leben teilhaben.

Achraf spinnt Gold aus diesen Fans. Eine Kollektion kündigt er vorab mit stylischen Videos und Fotos an – und verweist immer auf den Verkaufsstart (Drop) an einem bestimmten Tag um 18 Uhr. Sein besonderer Trick: Er fragt auf seinem persönlichen Account, ob jemand Codes für den nächsten Drop haben möchte. Diese können dann eine halbe Stunde im Voraus einkaufen und stellen oft richtig große Warenkörbe zusammen.

Ja, Barbara Shirin Davidavicius alias Shirin David hat es bereits in dieses Ranking geschafft. Damals, Anfang 2019, hatte sie gerade ihre ersten beiden Rap-Singles veröffentlicht; Für die meisten war sie jedoch noch die von YouTube und Instagram bekannte Beauty-Influencerin aus Hamburg. Das hat sich seitdem definitiv geändert. Denn Shirin hat nicht nur ihr Image zur selbstbewussten und unabhängigen Rapperin verändert, sie repräsentiert auch wie keine andere Künstlerin die boomende Creator Economy. Ihr Debütalbum „Supersize“ war die erste Platte eines deutschen Rappers, die den ersten Platz in den Charts erreichte. Es folgten Features mit etablierten Rap-Stars wie Arrest Warrant und Luciano. Und auch drei Singles aus dem am 19. November erschienenen Album „Bitches Need Rap“ landeten jeweils auf Platz eins.

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Gleichzeitig verstand sie es nahezu perfekt, ihre Millionenreichweite auf sozialen Plattformen und eine treue Community für den Aufbau erfolgreicher Produkte zu nutzen. Gemeinsam mit Douglas brachte sie 2019 das Parfum „Created by Shirin“ auf den Markt – nachdem sie durch eine Zusammenarbeit mit der Drogeriekette dm („Created by the Community“) angeblich bereits zehn Millionen Euro verdient hatte.

Der größte und lukrativste Coup dürfte jedoch der seit einigen Monaten im Handel erhältliche Eistee „DirTea“ sein. Laut Shirin Davids YouTube-Mitteilung sollen die großen Supermarktketten des Landes zum Start bereits 20 Millionen Dosen gekauft haben - inklusive einer aufmerksamkeitsstarken Werbeaktion mit dem Lebensmittellieferdienst Flink. Werden die drei Sorten Pfirsich (WetPeach), Zuckerwatte (Candy Shop) und Blaubeere (Busty Blueberry) den Geschmack des Eistee-Marktes revolutionieren? Wahrscheinlich nicht. Dennoch soll eine weitere Geschmacksrichtung plus eine Sorte inklusive Alkohol folgen. Und natürlich auch andere geschäftliche Umzüge von Shirin David.

Business Angels und Venture-Capital-Investoren geben sich gerne als kluge und wagemutige Typen aus. Bei Christian Angermayer ist es eigentlich mehr als eine Pose. Der in London lebende Deutsche, dessen Vermögen zuletzt auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt wurde (der Börsengang von Atai und der Krypto-Boom der letzten Monate dürften den Wert noch einmal gesteigert haben), investiert sein Geld in die ganz großen Wetten: Sein VC-Unternehmen Elevat3 beteiligt sich an Krypto-Startups und fördert mit erheblichen Geldsummen junge Deep-Tech-Unternehmen, deren Spektrum von Robotik über Künstliche Intelligenz bis hin zur Raumfahrt reicht.

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Atai Life Sciences, ein von Angermayer mitbegründetes Biotech-Unternehmen, das an Psilocybin forscht, ging im Juni 2021 in New York an die Börse. Das Startup sammelte 225 Millionen US-Dollar und seine Bewertung geht nun auf 3 Milliarden US-Dollar. Bis Angermayers aufklärerische Reise zu einem marktfähigen und vor allem zugelassenen Medikament wird, ist es noch ein weiter Weg. Wird dieses Ziel jedoch erreicht, sollte sich die waghalsige Investition mit einer Rendite auszahlen, die selbst einem erfolgreichen Investor wie Christian Angermayer ein wenig schwindelig machen könnte.

Enes Seker ist buchstäblich gekommen, um uns allen den Tag zu versüßen. In der Rekordzeit von nur drei Jahren hat er aus einem kleinen Donut-Laden vor den Toren Kölns ein internationales Franchise-Unternehmen mit über 220 Filialen gemacht, das sogar den Platzhirsch Dunkin' Donuts überholt hat – zumindest in Deutschland. Der frühe Erfolg in den sozialen Medien ist einem Zufall geschuldet: Beauty-Influencerin Bianca „Bibi“ Claßen war von den aufwendig dekorierten Teigkreisen so beeindruckt, dass sie prompt die komplette Theke kaufte und ein YouTube-Video darüber produzierte.

Letztlich wurde der Social-Media-Hype um die Donut-Marke aber von Fitness-Influencern entfacht: Viele von ihnen finden in den süßen Ringen ihr perfektes Cheatmeal und produzieren dann jede Menge Insta-Content über ihren verschwenderischen Genuss. Kein Wunder also, dass Royal Donuts zu den am schnellsten wachsenden Franchises überhaupt gehört, die Filialen sind mittlerweile in elf verschiedenen Ländern vertreten und für weitere 120 Filialen wurden laut Sekers bereits Verträge unterzeichnet.

Allein auf Instagram erreicht die Marke über alle Kanäle hinweg fast eine Million Follower und sorgt regelmäßig mit verrückten Donut-Kreationen für viralen Hype. Auch der Rapper und Genussliebhaber Xatar entdeckte Sekers Teigringe und warb fortan in mehreren Musikvideos für die junge Donut-Marke. Das Schicksal scheint Seker, der erst 26 Jahre alt ist, belastet zu haben. Kein Wunder, schließlich bedeutet sein Nachname "Zucker".

Als Privatanleger: Provisionsfrei mit Aktien handeln und in ETFs investieren, alles ist fast selbsterklärend – fast spielerisch – innerhalb einer App auf dem Smartphone: Fast zeitgleich mit dem Start erlebten sogenannte Neobroker einen unglaublichen Hype die Corona-Pandemie. Dafür sorgten nicht nur günstige Preise infolge des Crashs und viel Zeit im Homeoffice, sondern auch Anbieter, die fertige Konzepte nach dem US-Modell „Robin Hood“ in der Schublade hatten.

Trade Republic-Gründer Marco Cancellieri, Christian Hecker und Thomas Pischke (von links), Foto: Trade Republic

Christian Hecker, Marco Cancellieri und Thomas Pischke hatten bereits vier Jahre im „Stealth-Modus“ an der Gründung einer neuen Bank gearbeitet, bis Trade Republic 2019 eine Bafin-Lizenz erhielt. Im April 2020 folgte das erste wirklich große Lebenszeichen mit 75 Millionen US-Dollar Dollar Serie B-Runde; Seit der Series-C-Runde ein Jahr später im Wert von 900 Millionen US-Dollar spielt das Startup an der Spitze mit und kratzt Milliarden an Bewertungen von klassischen Banken wie der Commerzbank.

Dass so viel Kapital notwendig sein kann, um sich im boomenden Markt langfristig zu behaupten, lässt nicht nur die Zahl der Konkurrenzprodukte erahnen, sondern auch die Strategien, mit denen Kunden umworben werden. Zufällige Gratisaktien werden versprochen und 100.000 Euro verlost; Marketingbudgets von 50.000 Euro sind Insidern zufolge keine Seltenheit – pro Tag und nur bei Google.

Trade Republic scheint es jedenfalls geschafft zu haben, diesen anfänglichen Wilden Westen inklusive des zwischenzeitlichen Verkaufsstopps der GameStop-Aktien (Stichwort: Meme-Aktien) plus den anschließenden Shitstorm überstanden zu haben. Nach eigenen Angaben verwaltet das Startup mittlerweile sechs Milliarden Euro für eine Million Kunden. Und die jüngsten Geschäftszahlen deuten auf einen Umsatz von Trade Republics zwischen 75 und 100 Millionen Euro hin.

Geht es nach der EU-Kommission, könnte dieses rasante Wachstum zumindest etwas gebremst werden. Sie will sogenannte „Payment for Order Flow“-Zahlungen im Retail Brokerage verbieten. Das würde die Haupteinnahmequelle der Trade Republic versiegen – und das Geschäft traditioneller Banken wiederherstellen.

Ihr Chef ist das Tabu. Als Ann-Sophie Claus und Sinja Stadelmaier vor rund drei Jahren The Female Company gründeten, war ihr Ziel klar: weibliche Körper entsexualisieren, Periode normalisieren. Deshalb verkaufen die beiden Unternehmerinnen in ihrem Online-Shop Naturprodukte für Frauen wie Bio-Baumwoll-Tampons, Periodenunterwäsche und Wärmepads für den Bauch.

Bekannt ist The Female Company jedoch vor allem für seine ausgeklügelten Marketingstrategien: Mit Lehrvideos auf Pornhub, dem „Vulva-Mag“, einem Aktmalerei-Workshop oder auffälligen Werbeslogans wie „One Girl, One Cup“ (für Menstruationstassen, mind Sie), lassen sie über sich selbst reden. Mit ihrem schamlos charmanten Auftreten begeistern die beiden Gründer mittlerweile auch eine halbe Million Follower auf Tiktok und Instagram, wo sie mit kurzen Videos über Vulva, Verhütung und Verstopfung während der Menstruation aufklären. Nicht umsonst belegt The Female Company Platz 18 im Jung von Matt Ranking der stärksten deutschen Startups – und nun auch Teil der OMR Top 50.

Die Berufsbezeichnung von Engin Ergün klingt ebenso spannend wie kryptisch. Als „Ethno-Marketing-Experte“ berät er Großkonzerne wie Sony bei der gezielten Ansprache der deutsch-türkischen Community. Eines Abends hörte er in einer Shisha-Bar, wie sich junge Leute mit „Bro“ ansprachen – und ihm war sofort klar: Er wollte diesen „Bros“ ein eigenes Produkt anbieten. Sechs Monate später rollen die ersten Lastwagen über die Straßen und bringen 4BRO Eistee zu den Kiosken, Tankstellen und Supermärkten des Landes.

Ergün hat von April 2019 bis Jahresende mit dem Getränk 20 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und sein Portfolio schnell um Snacks und Limonade erweitert. Ergün plant bereits in diesem Jahr einen Umsatz von 80 Millionen Euro. Die Zuversicht rührt vor allem von der starken Community, die Ergün hinter sich kennt: Fast eine Million Downloads verzeichnet die App 4BRO. Dort können Fans mit Produktcodes Punkte sammeln und diese später gegen Netflix-, Spotify- oder Barbershop-Gutscheine eintauschen. Genau das, was seine ethnische Marketing-Zielgruppe sucht.

Als die deutsche Kreativagentur Jung von Matt im September erstmals ein Ranking veröffentlichte, für das sie die Markenstärke deutscher Startups bewertete und bewertete, dürften einige ältere Leser überrascht gewesen sein: Das Münchner Startup Air Up belegt den ersten Platz. Dies bieten Wassertrinkflaschen, die mit einem duftenden Aufsatz dem Trinker vorgaukeln, das Wasser schmecke nach Früchten. Mitgründerin Lena Jüngst hat das Konzept im Rahmen einer Bachelorarbeit entwickelt.

Das Gründungsteam baute die Marke hauptsächlich über digitale Kanäle auf: Social Ads, Influencer-Kollaborationen und Videowerbung auf YouTube. Offenbar ist es dem Unternehmen gelungen, die Idee des Produkts zu vermitteln. In der repräsentativen Umfrage, die dem Startup-Markenranking zugrunde liegt, platzierten die Teilnehmer Air Up hinsichtlich Innovation und Einzigartigkeit deutlich über den Top 3 der Getränkemarken. Kein Wunder also, dass Air bereits knapp 68 Millionen US-Dollar an Fördermitteln einsammeln konnte – unter anderem von PepsiCo.

Sebastian Merkhoffer und Pascal Zuta sind die deutschen Direct-to-Consumer-Päpste. Mit der Methode „Hochpreisige Produkte über Influencer-Marketing mit Rabattcodes verkaufen“ machten die beiden zunächst die Lifestyle-Tee-Marke Fitvia groß und verkauften sie für knapp 50 Millionen Euro an einen Pharmakonzern. Dann kamen Invincible Brands (die Dachgesellschaft der Hautpflegemarke HelloBody, der Makeup-Marke Banana Beauty und der Haarpflegemarke Mermaid + Me), die beide 2018 (und später für angeblich 300 Millionen Euro) an die Private-Equity-Gesellschaft Capital D verkauft wurden Euro an den Konsumgüterkonzern Henkel weiterverkauft).

Im vergangenen Jahr folgte die vermutlich neunstellige Bewertung der Activewear-Marke Oceans Apart, an der Pascal Zuta maßgeblich beteiligt war. Es wird wohl nicht der letzte Ausstieg eines der beiden DTC-Unternehmer sein: Zula ist aktuell an den Influencer-Marketing-Marken Les Lunes, Salted, Pomélo und Gitti beteiligt. Merkhoffer hat Motel a Miio und das im vergangenen Jahr viel beachtete Reinigungsprodukte-Startup Everdrop im Portfolio.

Janaxnell, Nello, Yungnello - Jana Nell ist Anfang 20 und unter vielen Alter Egos auf den Plattformen. Regelmäßig zeigt sie das Ergebnis von Kollaborationen mit Modemarken wie Vans und Calvin Klein, Marktplätzen wie About You und Zalando oder Kampagnen für Apps wie Tinder. Beim Blick auf ihre Profile – 500.000 User folgen ihr auf zwei Instagram-Accounts, 163.000 bzw. 140.000 auf YouTube und Tiktok – wird schnell klar, dass sie den typischen Stereotypen einer Influencerin, einem Model im Plattformzeitalter, nicht gerecht werden will. Sie spricht offen über Sorgen und Ängste, weint, zeigt sich nackt mit Nasenbluten. Im nächsten Moment rappt oder singt sie Playback zu ihren Lieblingsliedern, verzieht Grimassen und macht Witze.

Der rote Faden in fast allem, was sie öffentlich macht, ist Hip-Hop. Streetwear und Sneaker scheinen die beliebteste Outfit-Kombination zu sein, auf ihrem Soundcloud-Profil mit 20.000 Followern veröffentlicht sie in unregelmäßigen Abständen Trap-Mixe und war bereits Jury-Mitglied bei den Hiphop.de Awards. Und Jana Nell ist längst Teil der Creator Economy. Mit „Love Scars“ hat sie ihr eigenes Streetwear-Label. Der jüngste der bisher drei Drops ist natürlich schon ausverkauft.

Wenn wir an Social Commerce und starkes Wachstum denken, denken wir fast automatisch an das Schmucklabel Purelei. Gründerin Alisa Jahnke hat zusammen mit ihren Kollegen Etienne Espenner und Frederik Jahnke ein Unternehmen mit weit über 100 Mitarbeitern und einem achtstelligen Umsatz geschaffen – aus dem Nichts und mit selbst entworfenem Schmuck. Das Geheimnis? Über Social vermittelt die Marke das hawaiianische Lebensgefühl und begeistert fast 700.000 Instagram-Follower.

Aber natürlich helfen auch Influencer sehr. „Wir haben von Anfang an Influencer angeschrieben und ihnen Produkte zugeschickt. Viele präsentierten dann auch unseren Schmuck. Damals dachte ich schon, dass dies der Höhepunkt des Influencer-Marketings sein würde. Aber es war nur der Anfang“, sagte Jahnke gegenüber OMR. Doch es geht weiter und im Laufe der Jahre hat das Unternehmen die meist langjährige Zusammenarbeit mit Creatorn professionalisiert. „Für mich stand der Social Proof schon immer im Vordergrund, wenn es um Influencer-Marketing und Follower-Wachstum geht. Viele Follower zu haben, erhöht einfach das Vertrauen potenzieller Kunden“, sagt der Gründer.

Seit 307 Wochen steht Stefanie Stahl mit „Das Kind in dir muss ein Zuhause finden“ auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste der Taschenbuch-Sachbücher (1,6 Millionen verkaufte Exemplare). Auf diesem Erfolg könnte sich die 57-Jährige ausruhen – stattdessen vermarktet sie sich äußerst erfolgreich als Personal Brand.

Dass sich Stahl mittlerweile als „Deutschlands bekannte Psychotherapeutin“ bezeichnen darf, liegt sicherlich an der Bertelsmann-Gruppe: Die Random-House-Tochter Kailash veröffentlicht die Bücher des Autors. Ihre beiden erfolgreichen Podcasts werden von der zu RTL gehörenden Plattform Audionow produziert und vertrieben. Und über die von Random House betriebene Website Sinnsucher.de können Stahlfans mit ihr an Online-Seminaren teilnehmen.

Auch die Psychotherapeutin ist eigenverantwortlich tätig: 63.000 folgen ihr auf Instagram und 21.000 auf Facebook. Auf der Website von Stahl können Besucher nicht nur Offline-Seminare buchen, sondern nach Anmeldung zum Newsletter auch einen Persönlichkeitstest machen. Letzteres ist ein zentrales Element in Stahls Oeuvre – und spielt auch bei den passenden Partys, die sie veranstaltet, eine große Rolle. Direkter Kundenzugang im digitalen Zeitalter – das ist für einen Sachbuchautor schon sehr fortschrittlich.

Fit Analytics war lange Zeit unter dem Radar, doch spätestens seit Snap, dem Unternehmen hinter der Social App Snapchat, das das Berliner Startup übernommen hat, dürften die meisten von dem Tool zur Ermittlung der richtigen Kleidergrößen gehört haben. Das Unternehmen beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und arbeitet bereits mit über 18.000 Einzelhändlern zusammen, darunter große Einzelhändler wie Asos, Calvin Klein, The North Face und Patagonia.

Mitgründer Sebastian Schulze wird Fit Analytics auch nach der Übernahme weiterführen. Von ihrem Büro in Berlin-Friedrichshain aus wollen sie ihren Online-Größenberater ausbauen, diesmal aber mit Rückenwind des US-Tech-Riesen Snap. Längst ist der Kurs in Richtung einer E-Commerce-Plattform eingeschlagen, und die Software von Schulze soll dazu einen weiteren Schritt beitragen.

Eigentlich wollte Jennifer Baum-Minkus im September 2020 von den Investoren: Drinnen "Die Höhle der Löwen" nur 350.000 Euro für ihren veganen Nagellack Gitti. Ein in der Sendung angekündigter Deal kommt nicht zustande. Stattdessen meldet der Gründer wenige Tage später eine Seed-Runde von drei Millionen Euro. Im August 2021 wird es eine weitere Investition von knapp sieben Millionen Euro aufnehmen. Kein Wunder, dass die Anleger begeistert sind, Gittis Nagellacke sind immer vergriffen.

„2019 haben wir den Onlineshop neunmal geöffnet und über 300.000 Euro Umsatz gemacht – und das mit weniger als fünf Prozent Marketingausgaben“, sagte Baum-Minkus im Oktober 2020 gegenüber OMR. Das funktioniert zum einen über die Community. Die Gründerin nimmt ihre Follower von Anfang an sehr eng mit auf die Reise des Unternehmens. Auf der anderen Seite verwendete Jennifer Baum-Minkus die Tropfen, die man eigentlich aus der Modebranche kennt (siehe Achraf und 18 Uhr). Dann ist die sommerliche Nagellackkollektion in wenigen Minuten ausverkauft.

Okay, volle Offenlegung: Das Ganze ist uns etwas unangenehm. Wir hatten bereits 2020 Flaschenpost in unserem OMR50-Ranking – allerdings mit deutlichem Abstand auf Platz 44. Und damit massiv unterbewertet. Denn nur wenige Monate nach Veröffentlichung unseres Rankings platzte die Bombe: Die Oetker-Gruppe kaufte den Getränkelieferdienst aus Münster. Der angebliche Kaufpreis: 1 Milliarde Euro.

Die folgenden Monate waren jedoch maßgeblich von einem weiteren Auslieferungsstart bestimmt. Gorillas und ihr kometenhafter Aufstieg. Aber bei Message in a Bottle hat sich im Hintergrund einiges getan. Dr. Oetker hat seinen eigenen Getränkelieferdienst-Klon Durstexpress zerquetscht und unter das Dach von Message in a Bottle gebracht. Inzwischen ist die Belegschaft auf über 7.500 angewachsen. Und das Unternehmen hat nun wieder in den Angriffsmodus geschaltet. Vor einigen Wochen kündigte eine Flaschenpost die Auslieferung von Lebensmitteln und frischen Produkten an.

Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in der Heimatstadt Münster sollen mit dem erweiterten Service Düsseldorf und später auch bundesweite Metropolregionen bedient werden. Auch wenn Flaschenpost das Zehn-Minuten-Versprechen der Konkurrenz von Gorillas und Flinck nicht halten kann – die weite Verbreitung und viele Stammkunden sind eine solide Ausgangsbasis. Vieles spricht also dafür, dass sich die Flaschenpost dauerhaft im Lebensmittel-Liefergeschäft etablieren wird.

Linkedin ist voll von Typen, die einem sagen, wie man auf der Plattform und darüber hinaus bekannt wird – und die letztendlich vor allem sich selbst meinen. Und dann ist da noch Tijen Onaran, die Unternehmerin, Beraterin, Speakerin, Podcasterin, Kolumnistin, die nicht um ihrer selbst willen zu einer der sichtbarsten Frauen im sozialen Netzwerk wurde, sondern weil sie ihre Karriere seit Jahren einer Mission verschrieben hat: Frauen sollen sichtbarer werden, um der Wirtschaft zu helfen.

Zu diesem Zweck gründete sie einst einen Stammtisch mit Frauen aus der Berliner Digitalszene: Dieser wurde zur Keimzelle ihres Unternehmens Global Digital Women. Mit ihrem Unternehmen berät sie nun Konzerne, wie man mehr Vielfalt aus dem hehren Ziel in gelebte Praxis umsetzen kann und hat einen Film zu diesem Thema veröffentlicht, der es auf Amazon Prime geschafft hat.

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Onaran selbst und einige ihrer Begleiter erscheinen auch in "Yes She Can". Denn das ist ein wichtiger Pfeiler ihrer Strategie für mehr Sichtbarkeit: Starke Netzwerke bilden und sich gegenseitig ins Rampenlicht stellen. Passenderweise heißt Onarans erster Spiegel-Bestseller, in dem sie ihre Methode verrät und (nicht nur) Frauen zum Nachmachen empfiehlt, „The Network Bible“.

2021 erschien ihr zweites Buch. „Nur die sichtbaren werden stattfinden“ ist der Titel, der Tijen Onarans zentrale Erkenntnis zusammenfasst: Wir leben in einer Welt, in der Botschaften stärker denn je mit denen verbunden sind, die sie tragen. Und wenn man sich für mehr Frauen im Business wie sie einsetzt, dann gibt es einen Weg, der effektiver ist als alle Kolumnen, Podcasts und Beratungsjobs: selbst eine dieser Frauen zu werden.

Katharina Jünger hatte schon lange die Vision, dass Arztbesuche auch digital stattfinden sollen – und spätestens die Pandemie hat ihr Recht gegeben. Der Gründer von Teleclinic, einem Anbieter digitaler Arztbesuche, profitiert direkt. Den Ausstieg wird sie Mitte 2020 schaffen. Der Schweizer Konzern "Zur Rose", zu dem auch Docmorris gehört, kauft ihr Unternehmen für einen achtstelligen Betrag - und Jünger bleibt weiterhin als CEO an Bord. Und es gibt einen Grund.

Sie wolle weiter für die Akzeptanz der Telemedizin kämpfen, hatte sie doch seit 2015 mit Regulierungen zu kämpfen, um überhaupt eine Dienstleistung auf den Markt bringen zu können. Mit dem Ausstieg verfügt sie nun über das nötige Kapital, um andere Player im Bereich Telemedizin abwehren zu können. Laut Katharina Jünger entsteht ein „Milliardenmarkt“. Die nächste große Aufgabe: das Geschäftsmodell verfeinern. Denn nur Arzthonorare von Nutzern reichen nicht. Ein B2B-Fokus muss also zum Beispiel auf Krankenkassen oder Arbeitgeber gelegt werden. Die junge Gründerin hat also noch einige Mammutaufgaben vor sich.

Vor zehn Jahren gründete Delia Lachance unter anderem mit Stefan Smalla Westwing einen Online-Händler für Möbel und Einrichtung. Die Idee der Redakteurin, die zuvor für die Frauenmagazine Elle und Elle Decor tätig war: Nicht nur Produkte zum Verkauf, sondern eine Vorauswahl und damit Kaufberatung im Stil des Magazins anzubieten. Also kaufbare Inhalte. Delia hat bei Westwing von Anfang an eine besondere Rolle gespielt. Bis heute ist sie nicht nur im operativen Geschäft als Chief Creative Officer im Vorstand tätig und leitet das rund 100-köpfige Kreativteam.

Auch nach außen repräsentiert sie die Marke mit einer eigenen, mittlerweile prominenten Personal Brand. Fast 150.000 Nutzer folgen ihrem Instagram-Account delia_westwing. Und das mit privaten Geschichten, zum Beispiel ihrer Hochzeit, in großen Lifestyle- und Boulevardmedien. Wie kaum eine andere Gründerin in Deutschland ist sie ihrem Unternehmen eng verbunden. Der Börsengang erfolgte übrigens vor etwas mehr als drei Jahren – und nach einem anfänglichen Abschwung gab es gute Quartalszahlen. Aktuelle Marktkapitalisierung: über 600 Millionen Euro.

Er gilt als rechte Hand von Alexander Samwer, dem jüngsten der drei Unternehmerbrüder. Und obwohl Jeremias Heinrich 2015 mit ihm und Robin Godenrath den VC-Fonds Picus Capital gründete, scheint er zumindest im Vergleich zu einigen anderen Namen aus der deutschen Investorenlandschaft wenig Beachtung gefunden zu haben. Es lohnt sich, einen Blick auf die junge, aber bereits recht beeindruckende Karriere zu werfen.

Während seines Masterstudiums des Bauingenieurwesens und der Betriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität München sammelte Heinrich Erfahrungen unter anderem bei McKinsey, Siemens und Hochtief. Nach der Gründung des Frühphaseninvestors Picus, der bereits in über 60 Startups investiert hat, wurden unter anderem Pelion Green Future, Pacifico Energy Partners und Linus Digital Finance gegründet. Jeremias Heinrich und Samwer bündeln diese und weitere Unternehmen seit 2018 in der Arvantis-Gruppe. Und Heinrich hat übrigens die gemeinnützige Organisation „Leaders for Climate Action“ mitgegründet. Wenn er das Tempo durchhält, sollte man in Verbindung mit Technik und Energie in Zukunft noch einiges hören – auch wenn er selbst lieber im Hintergrund bleibt.

Urlaubssouvenirs sind oft überflüssig und obendrein kitschige Deko-Krams. Wenn die Freunde Anna von Hellberg und Laura Castien gemeinsam ihren Urlaub in Portugal verbringen, bringen sie mit Hilfe einer Spedition zwei Paletten direkt nach Deutschland. Statt billiger Souvenirs sind sie jedoch mit bunten Keramiktellern beladen, die die Freunde in einem Restaurant entdeckt haben. Und nach einem erfolgreichen ersten Pop-Up-Sale ist ihnen klar: Diese Urlaubssouvenirs sind ein Geschäftsmodell.

Anfang 2017 gründeten sie „Motel a Miio“, designen die Produkte seitdem selbst und lassen sie in Portugal fertigen. Was zunächst ein kleines Nebenprojekt war, wurde dank Instagram schnell bekannt – und entwickelte sich zu einem mittelständischen Unternehmen mit vielen Nachahmern. Von der Zentrale in München-Allach aus versenden sie Pakete mit den bunten Keramikwaren in die ganze Welt; europaweit gibt es mittlerweile 20 „Motel a Miio“-Filialen. Im vergangenen Jahr lag der Bruttoumsatz bei rund 15 Millionen Euro, für dieses Jahr erwarten die Gründer ein Wachstum von 50 Prozent. Seit April hat das Unternehmen einen Investor an Bord – damit die Entwicklung so weitergehen kann.

Die Berliner Startup-Szene ist eine der bedeutendsten in Europa. Eines der Schwergewichte ist die digitale Versicherungsplattform Wefox. Das von Julian Teicke mitgegründete Unternehmen ist derzeit rund 2,5 Milliarden Euro wert – sogar Hollywood-Star Ashton Kutcher ist investiert. Damit ist Wefox das bestfinanzierte europäische Versicherungs-Startup. Sie bietet hauptsächlich Hausrat-, Kfz- und Haftpflichtversicherungen an und bündelt die Angebote auf einer eigenen Plattform.

Was das Startup von den Traditionsunternehmen der Branche unterscheidet: Rund 90 Prozent aller Geschäftsprozesse werden bei Wefox digital abgewickelt. Ziel ist es, das Versicherungsmaklergeschäft weltweit zu digitalisieren. Ironisch: Teicke wollte zunächst nicht in die Versicherungsbranche einsteigen. Als ihm jedoch bei einem ersten potenziellen Investorentreffen sofort 300.000 Euro angeboten wurden, sagte er, er könne nicht zurück. Heute beschäftigt Wefox 600 Mitarbeiter an acht verschiedenen Standorten.

Dass das erste Decacorn aus Deutschland, also ein Startup mit einer Bewertung von über zehn Milliarden US-Dollar, Geschäftsdaten und -prozesse optimiert, könnte kaum besser zu deutschen Stereotypen passen. Process Mining heißt das, was das 2011 gegründete Unternehmen Celonis mit Sitz in München und New York mit Software anbietet. Geschäftsprozesse werden digital abgebildet und systematisch analysiert. Bastian Nominacher, neben Martin Klenk und Alexander Rinke einer der Gründer, beschreibt, wie diese Suche nach Verbesserungspotenzial mit einem Röntgengerät funktioniert.

Im Sommer dieses Jahres erhielt Celonis in einer Series-D-Runde 1 Milliarde Dollar - bei einer Bewertung von 11 Milliarden Dollar. Heute beschäftigt das Unternehmen bereits 1.800 Mitarbeiter, zu seinen Kunden zählen Konzerne wie Axa, Bayer, Dell, Siemens und Vodafone. Wie viel Umsatz Celonis derzeit macht, ist nicht öffentlich. Im Geschäftsjahr 2019/2020 sollen es mehr als 100 Millionen Euro gewesen sein und diese hat sich bereits mehr als verdoppelt.

Im April 2020 stürmte die App von Manu Herzfeld und Tochter Joëlle unerwartet die Apple-Charts – und blieb dort vier Wochen lang. Schnell wird klar: Food with Love ist viel mehr als ein einfacher Thermomix-Rezeptblog. Heute gibt es neben der App auch Rezeptbücher, einen Shop mit eigenen Produkten wie Gewürzen oder Brotmischungen und vor allem eine riesige Community. Allein die Facebook-Gruppe des Mutter-Tochter-Teams hat über 300.000 Mitglieder, Instagram mehr als 200.000.

Seit 2013 präsentieren die beiden jede Woche neue Rezepte (natürlich speziell für die Zubereitung im Thermomix) und begleiten so junge Hobbyköche durch ihren stressigen Alltag. Laut dem Analysetool Airnow hat die App „Food with Love“ mittlerweile über 600.000 Downloads. Und weil die Nachfrage so groß ist, gibt es mittlerweile sogar Merchandise wie Mauspads, Kaffeebecher und Brotteigschaber. Nun, wenn das kein Geschäft mit Herz ist.

Es ist eine kuriose Geschichte: Anfang des Jahres wurde in der deutschen Presse von der FAZ bis zum Stern über einen vergleichsweise kleinen deutschen Tech-Podcast und seine beiden Macher (im Vergleich zu den Größen des Mediengenres) berichtet: Philipp Glöckler und Philipp Klöckner (bereits mehrfache Gäste im OMR-Podcast), die Moderatoren des Doppelgänger-Podcasts. Was ist passiert? Der Doppelgänger-Podcast hat zuvor mit cleveren Analysen von Tech-Aktien und digitalen Geschäftsmodellen eine engagierte Community aufgebaut. Und genau das haben Glöckler und Klöckner Anfang des Jahres aktiviert, um die Clubhouse Social Audio App in Deutschland zu etablieren. In der US-Tech-Szene gilt dies zu diesem Zeitpunkt als „the new hot shit“, ist aber nur auf Einladung zugänglich.

Philipp Glöckler (u.a. Gründer von Avocadostore) beschafft über einen Kontakt aus den USA einen Einladungscode und entwickelt dann gemeinsam mit Cohost Klöckner ein System, mit dem sich die Mitglieder der Doppelgänger-Community gegenseitig zusätzliche Codes geben können. Das ist, wie sich später herausstellt, der erste Schneeball, der in Deutschland die Clubhaus-Lawine ins Rollen brachte. So schnell der Clubhaus-Star aufsteigt, verblasst er auch schnell. Die Doppelgänger-Jungs haben ihr treues Publikum behalten und diskutieren nun lieber mit ihnen über die Discord-App.

Auf der Suche nach einem guten Film sind Sie sicher (unbemerkt) auf der Website von Tobi Bauckhage gelandet. Der Mitgründer von Moviepilot hat 2007 eine Community rund um das Thema Film gegründet. Die Marke wächst schnell zu einer der größten Film-Communitys des Landes heran, sodass auch Hollywood-Studios mit ihm in Kontakt treten. Dank Bauckhages Daten kann er den Erfolg von Filmen vorhersagen, noch bevor sie in die Kinos kommen.

2012 eröffnete er eine Niederlassung in Los Angeles, mit der er unter anderem den Facebook-Live-TV-Kanal „Super News Live“ betreibt. Insgesamt erreichen Moviepilot und Creators Media über 30 Millionen Filmfans in den USA und werden zu einer der größten Online-Communitys für Unterhaltung. Er verkauft beide Firmen, kehrt Anfang 2019 nach Deutschland zurück und gründete zusammen mit Konstantin Seidenstücker, Ansa Seidenstücker und Florida Entertainment von Joko und Klaas die Podcast-Produktionsfirma Studio Bummens. Mit der produziert er unter anderem Baywatch Berlin mit Klaas, Apocalypse und Filterkaffee von Micky Beisenherz oder den millionenfach gestreamten Podcast „Cui Bono – WTF ​​passiert Ken Jebsen“. Wir finden: Gründe genug, es in den OMR50 aufzunehmen!

Haben Sie schon einmal Lust auf eine Runde Sunshine Morning Flow oder eine 30-tägige Yoga-Challenge gehabt? Dann sind Sie Mady Morrison sicherlich schon begegnet. Mit rund zwei Millionen Abonnenten ist die 31-Jährige eine der größten deutschen Youtuberinnen, ihr meistgeklicktes Video ("15 Minuten Ganzkörperdehnung") hat fast 40 Millionen Aufrufe. Seit 2015 unterrichtet die Berlinerin Yoga auf YouTube, begann aber 2011 mit einem Mix aus Food-, Fitness- und Reiseblog in der digitalen Welt Fuß zu fassen.

Heute begeistert sie ihr Millionenpublikum mit ihren professionell gefilmten Hands-On-Videos, von Rückendehnung bis hin zu ausgiebigem Yoga-Flow ist in den knapp 500 Videos alles enthalten. Vor allem die Corona-Krise hat dem Familienunternehmen (Ihr Partner ist mit an Bord) einen weiteren Aufschwung beschert: Von rund 2,5 auf insgesamt 11 Millionen steigen ihre durchschnittlichen Aufrufe pro Monat in Rekordzeiten. Inzwischen arbeitet Morrison auch an seinem eigenen Yoga-Fotokalender oder unterrichtet (wenn möglich) Yoga-Events vor Ort.

In der FAZ ist kürzlich ein Portrait des Berliner Seriengründers und Investors Jan Beckers erschienen. Es geht um das „Rezept“, nach dem er Geld in Aktien anlegt, was er mit seiner 2017 gegründeten Investmentgesellschaft Bit Capital äußerst erfolgreich macht. Allein den Wert des ersten Fonds hat Beckers bislang verfünffacht. Davon berichtete Beckers Philipp Westermeyer einmal im OMR-Podcast. Was ist also seine Strategie? Ein Teil der Antwort liegt in Beckers erster Investition – oder besser gesagt der seiner Eltern. Denn er musste sie laut FAZ zunächst überreden, das für den Führerschein gesparte Geld in Aktien des Spieleverlags Electronic Arts anzulegen. Seine Spiele faszinierten den jungen Becker; wusste also nur, was das Unternehmen tat - und wurde mit einer Verdreifachung seiner Investition belohnt.

In gewisser Weise verfolgt er diese Strategie bis heute. Inzwischen hat Beckers ein 20-köpfiges Team bei Bit Capital, das ihn dabei unterstützt, durch umfangreiche Recherchen und spezielle Software frühzeitig Wissen über zukunftsträchtige Unternehmen aufzubauen. Manchmal reicht ein Blick auf Google Trends, sagt Beckers im OMR Podcast. Zu Beginn der Pandemie habe er erkannt, dass sich Investitionen in Hello Fresh und Zoom in den kommenden Monaten auszahlen könnten – was sie auch taten. Sein gutes Gespür für das nächste große Ding an der Börse hat sich herumgesprochen: Beckers verwaltet mittlerweile deutlich mehr als ein Führerschein-Budget: Vier Jahre nach dem Start hat Bit Capital bereits über eine Milliarde Euro verwaltet.

Jochen Krisch und Sven Rittau sind zwei alte Hasen im E-Commerce-Geschäft. Beide bauen gemeinsam mit dem K5 schon lange das zentrale E-Commerce-Event in Deutschland auf – mit den entsprechenden Inhalten drumherum. Sie kennen Krisch wahrscheinlich auch als den Mann hinter Exciting Commerce. 1999 gründete Rittau den Online-Shop für Tierfutter Zooplus und die Online-Druckerei Shirtinator. Aber sie schaffen es als Initiatoren des Global Online Retail Fund (GLORE) auf unsere Liste.

Damit ermöglichen sie es, gemeinsam in die wichtigsten Player im E-Commerce zu investieren. Der Kurs ist derzeit nicht auf seinem Allzeithoch. Doch seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 ist der Kurs von knapp über 100 auf über 250 Euro je Aktie gestiegen. Ein Plus von rund 150 Prozent. Das Portfolio des Fonds umfasst: About You, Amazon, Alibaba, Asos, Delivery Hero, Shopify und viele mehr. Wer also an das E-Commerce-Geschäft glaubt und nicht nur auf ein Pferd wetten möchte, findet bei GLORE eine Möglichkeit.

Haftungsausschluss: Dies ist keine Anlageempfehlung. Du entscheidest selbst, was du mit deinem Geld machst und nur weil GLORE im Vergleich zu 2020 bisher gestiegen ist, muss es nicht so bleiben.

Zwar haben Rapper in den letzten Jahren auch im musikalischen Bereich Rekorde gebrochen. Etwa bei der Größe von Live-Shows und Streaming-Zahlen, die teilweise so dominant waren, dass Österreich seine Chart-Regeln angepasst hat. Doch in den letzten Monaten dürfte der breiten Masse endlich aufgefallen sein, dass Rap, eines der musikalischen Elemente des Hip-Hop, nicht das Einzige ist, aus dem die wohl größte (Jugend-)Kultur der Welt besteht.

Capital Bra ist Pizza- und Eistee-Millionär, Shirin David (siehe Platz 8) Parfüm- und Eistee-Unternehmerin, Xatar erobert derzeit das Snack- und Tiefkühlgeschäft. Wie spannend Hip-Hop für Unternehmen sein kann, wollen Phillip Böndel und Tobias Kargoll mit ihrer Anfang des Jahres gegründeten Unternehmensberatung „The Ambition“ in die Führungsebenen bringen. Böndel war früher Berater der Rapper Kool Savas und Eko Fresh und gehört zum Management-Team der Kreativagentur Butter. Kargoll ist Herausgeber von hiphop.de und vielen in der Szene als Toxik bekannt. Das erfahrene Duo möchte dabei helfen, die Fähigkeiten der Hip-Hop-Kultur authentisch einzusetzen; Unter anderem sind sie bereits in der deutschen Basketballliga BBL und Pernod Ricard. Ein ehrgeiziges Projekt, für das es wahrscheinlich keinen besseren Zeitpunkt hätte geben können.

Nur die Preise und Auszeichnungen aufzuzählen, mit denen Mai Thi Nguyen-Kim in den letzten Monaten überschüttet wurde, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Kommen wir also gleich zu dem Punkt, der den Moderator und Chemiker aus Marketing-Sicht bemerkenswert macht: Nguyen-Kim hat im Alleingang ein Genre neu definiert und gezeigt, wie man auch bei jungen Menschen auf Klassiker zu-kompliziert-warum-achten kann Zielgruppe. sollte-ich-das Thema kennen.

Viele Jahre war die Kommunikation wissenschaftlicher Inhalte zwischen der Know-Hoff-Band und dem schelmischen Onkel eines Ranga Yogeshwar gefangen. Dann kam dieser Youtuber um die Ecke. Nur ein Jahr dauerte es bis zu ihrem ersten Sender „The Secret Life of Scientists“, 2016 folgte die bereits mit Funk koproduzierte Show „Schönschlau“. Das Unternehmen firmierte 2018 in „maiLab“ um und gewann in rasantem Tempo Anhänger und Popularität. Dies wiederum brachte Nguyen-Kim Jobs als Moderatorin ins lineare Fernsehen („Terra X Lesch“, „Quarks“). Im Oktober feierte ihr erstes eigenes Format "Maithinks X" Premiere.

Wissenschaft x Humor: Am 24. Oktober startete Neo Mai Thi Nguyen-Kims erste eigene Show „Maithink X – Die Show“ im ZDF, Foto: ZDF / Maike Simon

Richtig bekannt wurde Nguyen-Kim jedoch wieder auf Youtube, wo ihre Videos zur Corona-Pandemie Millionen erreichten, allen voran der Clip "Corona startet gerade" vom Dezember 2020. "Sie unterrichtet nicht, sie will überzeugen." So wurde beispielsweise einer ihrer Chefs beim ZDF anlässlich der Ankündigung von Nguyen-Kims eigener Sendung zitiert. Damit trifft er einen entscheidenden Punkt: Die Wissenschaftlerin und Youtuberin hat das Creator Einmaleins verinnerlicht. Nguyen-Kims ersetzt den Oberlehrer des Genres durch Authentizität und Zugänglichkeit.

Es ist eine echte Geldflut, die in den letzten anderthalb Jahren in die Startup-Welt und Technologieunternehmen übergeflossen ist. Laut Crunchbase sollen allein in Deutschland im abgelaufenen Quartal insgesamt 4,4 Milliarden US-Dollar investiert worden sein. Die Bewertungen der Startups gehen durch die Decke und der Wettbewerb der VC-Firmen um die besten Investments ist viel härter geworden.

Umso bemerkenswerter ist der Erfolg von Discovery Ventures aus Berlin. Dahinter stecken Jan Deepen und Stefan Jeschonnek, die in der Vergangenheit zunächst das Payment-Startup Sumup und später das Restaurant-Buchhaltungstool Zeitgold mitgegründet haben. Sie waren mit Discovery Ventures an Message in a Bottle beteiligt und sind jetzt unter anderem an Gorillas und Trade Republic beteiligt. Ein beachtliches Portfolio – auch weil Discovery vergleichsweise geringe Beträge investiert und sich „Micro VCs“ nennt. Im September haben die beiden Gründer gerade den dritten Fonds im zweistelligen Millionenbereich aufgelegt.

Die Coronakrise war für viele DTC-Marken ein Wachstumsmotor. Koro, bekannt für seine Großpackungen mit Nüssen und Nussbutter, konnte besonders profitieren: Die Pandemie habe die ohnehin ambitionierten Wachstumsziele um 30 bis 40 Prozent erhöht, sagte CEO Piran Asci dem OMR-Podcast. Das Berliner Unternehmen konnte seinen Umsatz im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr nahezu vervierfachen. Für 2021 ist eine Verdreifachung auf 60 Millionen Euro geplant.

Der Hebel, mit dem Asci diese Wachstumsraten generiert, nennt sich Influencer-Marketing. 90 Prozent der Marketingausgaben von bis zu 350.000 Euro im Monat würden laut Asci bei 600 bis 650 Influencern landen. Vor allem Micro-Influencer: Diejenigen mit 500 bis 1.500 würden sehr gut konvertieren. Allerdings hat Asci nun einen neuen Vertriebsweg identifiziert: Koro verkauft seine Produkte zunehmend auch in kleineren Gebinden in Drogerien und im Lebensmitteleinzelhandel. Künftig sollen diese neuen Kanäle nicht nur zehn Prozent zum Jahresumsatz beitragen, sondern auch neuen Kunden Tür und Tor öffnen, die die Marke im Regal entdecken, vom Produkt überzeugt sind – und die Großpackung dann idealerweise gleich online bestellen.

Das kann man eine respektable Karriere nennen: Nach ersten Stationen bei Agenturen ist Kristina Walcker-Mayer ab 2014 fast fünf Jahre im Produktmanagement bei Zalando im Bereich Apps tätig. Über die Jahre hat sie sich in der Branche etabliert als Mobile- und App-Experte. 2019 wechselt sie von Zalando ins Produktmanagement beim nächsten Berliner Überflieger-Startup: N26. Dort arbeitete sie ein Jahr lang, bis sie zum Konkurrenten Bitwala wechselte – zunächst als Chief Product Officer. Nach einem weiteren Jahr wird sie dort zur CEO befördert.

„Wir hatten Kristina eigentlich als CPO eingestellt, aber der Erfolg von Bitwala beruht darauf, dass wir das Potenzial unserer Mitarbeiter sehr schnell erkennen und das war auch bei Kristina so“, sagt Mitgründer Ben Jones, der bis dahin als CEO gehandelt hatte, hatte über die Änderung. Als neuer Firmenchef verantwortet Walcker-Mayer das Rebranding von Bitwalas auf den neuen Firmennamen Nuri und soll Fintech nun massentauglicher machen. Dafür hat das Unternehmen im Sommer weitere neun Millionen Euro an Fördermitteln eingeworben.

Weil ihnen die Auswahl an bunten Dekorationen im Supermarkt zu langweilig war, gründeten die Schwestern Daniela Sichting und Katharina Decker „Super Streusel“. „Wir dachten: Streusel sieht in Deutschland immer langweilig aus. Warum gibt es hier keine coole Dekoration? “, sagt Sichting zu OMR. 2018 bestellten sie dann drei Tonnen Streusel und entwickelten eigene Mischungen. Ihre höherpreisigen Streuselmischungen verkaufen die Schwestern im eigenen Onlineshop, um das Premium-Erlebnis ihrer Kunden selbst in der Hand zu halten. „Da wir hauptsächlich über unseren eigenen Online-Shop verkaufen, wissen wir viel über unsere Kunden und sie wissen viel über uns“, sagt Daniela Sichting. Dieses tiefere Verständnis ist der große Vorteil gegenüber Supermarktkonkurrenten.

Sie versenden jeden Monat mehrere Tausend Pakete an ihre Kunden. Vor allem in der Vorweihnachtszeit geht es den Schwestern zufolge wieder richtig gut. Die Streuselmischungen sind deutlich teurer als klassische Zuckerbällchen aus dem Supermarkt. 90 Gramm des Weihnachtsmixes „HoHoHo“ kosten 6,90 Euro, 180 Gramm gibt es für 10,90 Euro. Dass die Kunden gereist sind, um diese Preise zu bezahlen, hat vor allem damit zu tun, dass Super Streusel kein anonymer Online-Shop ist, sondern es versteht, eine Community für ein alltägliches Produkt aufzubauen. Dem Instagram-Account der Marke, auf dem viele User-Generated-Content geteilt werden, folgen mittlerweile mehr als 100.000 Menschen.

Es gibt viele Männer, die herumlaufen und sagen, dass Frauen endlich eine Stimme gegeben werden muss. Und dann gibt es Frauen, die nicht darauf warten, dass Männer ihnen den Weg zur Bühne zeigen, sondern einfach selbst zum Mikrofon greifen. Céline Flores Willers ist eine von ihnen. In den letzten Monaten hat sie ein beeindruckendes Beispiel dafür geschaffen, wie man sich mit Mut und Mission zur Unternehmerpersönlichkeit entwickeln kann. Auf LinkedIn folgen ihr mehr als 100.000 Menschen, die wissen wollen, was sie zu Themen wie Entrepreneurship, Tech und Zukunftstrends zu sagen hat.

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Flores Willers ist der nicht gerade offensichtliche Karrierewechsel von der Schönheitskönigin – sie war unter anderem Miss Universe Deutschland – zu einer selbstbewussten Unternehmerin gelungen. Insofern ist der 28-Jährige genau das richtige Vorbild für diese Zeit, in der klassische Karrierekonzepte zunehmend in Frage gestellt werden. Dass es dafür einen Markt gibt, beweist Flores Willers selbst. Vor einem Jahr gründete sie ihre Firma The People Branding Company, die genau das tut: Man erklärt, es sei besser, nicht darauf zu warten, dass andere die Talente entdecken, die schlummern, sondern sich öffentlich und bewusst zu positionieren.

"Ein Traum, geboren aus schlaflosen Nächten." Mit diesem Satz zwischen Poesie und Hollywood-Kitsch endet auf der Website die kurze Geschichte der Pflegeserie Bynacht. Sechs Worte, die nicht nur beweisen, dass Gründerin Jessica Hoyer ihr Handwerk als gelernte Werbekauffrau versteht. Darin steckt auch eine ganz persönliche Gründergeschichte: Der Stress der Agenturgründung habe Hoyer jahrelang genug Schlaf gekostet, und der Wendepunkt sei die Entdeckung der Aromatherapie und einer Mischung ätherischer Öle, die ihre Mutter für sie angefertigt habe, heißt es.

In der Annahme, dass es ohne Schlaf keine Schönheit geben kann, entwickelte Hoyer daraufhin ihre Pflegeserie. Seit der Einführung im Jahr 2015 ist es auf über 20 Produkte angewachsen und wird sogar in den USA und Australien nachgefragt. Jeder kennt das Problem des Schlafmangels, eine Formel, die unproduktive Nachtstunden in eine Zeit effektiver Hautpflege zu verwandeln verspricht, verpackt in stark instagramfähigen Töpfen und Spendern und im Hintergrund eine Frau, die 18 Jahre lang in der Werbung war, wo sie es tat unter anderem gelernt, Marken durch Testimonials groß zu machen – so werden Erfolgsgeschichten im Zeitalter von Instagram geschrieben.

Natürlich: Auto1, das Unternehmen hinter den beiden Marken „We buy your car“ und Autohero, hat in letzter Zeit nicht nur Positives gehört: Der „Erwachsene“ verbrennt immer schneller Geld (vor allem wegen Investitionen in das Wachstum des eigenen Marktplatzes .) Autohero) hat sich der Aktienkurs seit dem Börsengang im Februar halbiert.

Schließlich kam es zu einem Rechtsstreit mit einem Investor um eine gescheiterte Fintech-Tochter von Auto1.

Was man aber auch bedenken muss: Auto1 kann seit Jahren durch cleveres digitales Marketing (insbesondere Search) extrem schnell massives Wachstum generieren und ist damit nicht nur zum wertvollsten Startup in Deutschland, sondern seit einiger Zeit europaweit avanciert . Mitgründer Hakan Koç (der von der „Rocket Internet School“ kommt) muss nicht mehr operativ „in den Schützengräben“ stecken, sondern ist in den Aufsichtsrat des Unternehmens gewechselt. Bei seinem Börsengang hielt er laut Medienberichten noch gut zwölf Prozent des Unternehmens und war, zumindest auf dem Papier, kurzzeitig Milliardär. Berichten zufolge soll er heute in London leben und in Berlin eine Bar betreiben.

Wer sich auf einem Gebiet besonders gut auskennt oder einen bestimmten Beruf ausübt, kennt das vielleicht: Sie scheinen automatisch die erste Anlaufstelle für Freunde und Verwandte zu sein, wenn es um das eigene Know-how geht. Bei Alice Martin und Estefanía Lang war das nicht anders. Die befreundeten Arztfreunde arbeiten 2018 in der Uni-Klinik in Düsseldorf zusammen, sie haben sich zuvor in einer Hautklinik kennengelernt – und bekommen regelmäßig Fotos per Whatsapp mit der Bitte um eine schnelle Einschätzung. Weil sie oft schnell eine Antwort parat haben und die Wartezeit bis zum nächsten Hausarzttermin meist sehr lang ist, vermuten sie ein Geschäftsmodell.

Das Gründungsteam der dermanostic GmbH (von links): Dr. Estefanía Lang, Patrick Lang, Dr. Ole Martin, Dr. Alice Martin (Foto: dermanostic.com)

Im April 2020, genau zur ersten Welle der Corona-Pandemie, geht die erste Version der Online-Hautpraxis Dermanostic live. Mit an Bord: ihre Ehemänner und einige Investoren. Die App generiert in wenigen Monaten weit über 300.000 Downloads, vor allem dank Videos auf Tiktok zu Hautproblemen und typischen Fragen. Dermanostic hat bereits mehr als 30.000 Patienten behandelt – das Unternehmen plant nun eine Serie-A-Runde.

Mit dem großen Aufstieg von Google, Meta (Facebook) & Co. zu mächtigen Werbeplattformen begann vor Jahren eine starke Konsolidierung in der Adtech-Branche. Und auch wenn die Dynamik logischerweise nachgelassen hat, gibt es immer einige Spieler, die auffallen. Emarketing, ehemals Easymarketing AG, ist einer davon. Gegründet von Christian Hampp im Jahr 2013, kurz vor dem großen Boom bei der erwähnten Konsolidierung, hat sich das Unternehmen aus Gräfelfing in Bayern in diesem Jahr mit zwei Übernahmen direkt gestärkt.

Zunächst ging das Amazon PPC-Tool „E PWR“ an Emarketing, kurz darauf eines der ältesten Adtech-Unternehmen Deutschlands, Intelliad aus München – das ebenfalls „E PWR“ entwickelt hatte und seit 2018 Teil von Diva-E war Werbevolumen von fünf Milliarden Euro gilt EMarketing als einer der fünf größten Google-Partner weltweit. Und Christian Hampp hat offensichtlich noch große Pläne. Er will das Unternehmen zur "weltweit führenden und größten One-Stop-Lösung für Werbetreibende auf den großen Werbeplattformen" machen.

Es ist die typische und-es-Geld-für-es-Karriere im Zeitalter von Youtube und Instagram: Laura Kampf baut Dinge, die einem in den Sinn kommen, die aber keinem Zweck dienen müssen. Über 300 DIY-Projekte sind auf diese Weise bereits zusammengekommen. Es hat 641.000 Abonnenten auf YouTube und 117.000 auf Instagram. Sie bezeichnet sich selbst als Macherin und zu den Highlight-Projekten ihrer Karriere zählen ein Karussell aus alten Fahrrädern, ein Bieranhänger fürs Fahrrad und ein komplettes Tiny House.

International bekannt wurde Kampf vor zwei Jahren, als sie und die US-Youtuberin Simone Giertz aus einem Tesla einen Pick-Up-Truck machten. Bis heute hat das Video über zwölf Millionen Aufrufe gesammelt. Geld verdienter Kampf mit Sponsoring. Darunter der professionelle Werkzeugmacher Festool, die Multifunktionswerkzeugmarke Leatherman, ein Hersteller von Schweißmaschinen sowie lokale Feilen- und Schleifpapierhersteller. Sie arbeitet dann einfach mit den Produkten in ihren Videos und bindet diese extrem nativ ein. „Es ist nur Werbung, die nicht wie Werbung aussieht, denn das ist es am Ende nicht, weil ich wirklich drauf stehe“, sagte Laura Kampf einmal gegenüber OMR.

Bisher hat Lethal Cosmetics in der deutschen Wirtschafts- und Startup-Presse wenig Aufmerksamkeit erfahren. Die Story verdient Aufmerksamkeit: Ein deutsches Unternehmen, das die Marktlücke für vegane Kosmetik frühzeitig erkannt und ohne Investorengelder selbst entwickelt und produziert hat. Gründerin Anna-Maria Jäger studierte zunächst Informatik und Wirtschaftswissenschaften und arbeitete bei einem Wirtschaftsprüfer. Nach einem Fernstudium der Kosmetikwissenschaften gründete sie 2017 Lethal Cosmetics. Seit 2020 ist ihr Ehemann Kai Jäger, der zuvor bei Microsoft und im Digitalbereich der Deutschen Bank tätig war, mit an Bord.

Heute verkauft das Startup vor allem über den eigenen Online-Shop weltweit (größter Markt: die USA) und erwirtschaftet einen siebenstelligen Umsatz. Lethal Cosmetics hat bisher kein Geld für Werbung ausgegeben, sondern ist rein organisch und durch Influencer-Kooperationen mit Umsatzbeteiligung gewachsen. Der größte Umsatztreiber ist Instagram. Viel Aufmerksamkeit erregt Lethal Cosmetics auch durch Tiktok, wo das Startup mit seinen Kurzvideos 162 Millionen Plays und mehr als eine Million Follower angehäuft hat.

Es ging nie darum, Menschen in Verlegenheit zu bringen, sagen Leon Schelske und Robin Haas. Anfangs waren die beiden Münchner einfach nur genervt von der steigenden Zahl gefälschter Luxusuhren in ihrem Freundeskreis. Schon bald posteten sie auf ihrem Instagram-Profil „Munich Wrist Busters“, vor allem aber fachmännisch kommentierte Selfies von B- und C-Promis mit gefälschten Uhren am Arm. Aber natürlich war Schadenfreude der entscheidende Wachstumshebel: „Der Echte ist im Safe“, die Standardausrede der Erwischten, wurde schnell zum Running Gag in der Wrist-Busters-Community.

Aber nicht alle festgenommenen Leute hörten auf zu grummeln oder zu schmollen. Es gab handfeste Drohungen gegen die zunächst anonym erscheinenden Uhrenexperten. Deshalb haben sich Schelske und Haas im Herbst 2020 entschlossen, ihre Identität in der YouTube-Show World Wide Living Room zu offenbaren. Dem Erfolg ihres Instagram-Accounts, den sie über Affiliate-Links zum Uhrenhändler Chronext finanzieren, hat es nicht geschadet: Aktuell werden die Munich Wrist Busters von knapp 250.000 Menschen verfolgt.

Die Karriere der Sängerin Zoe Wees in schneller Folge: Kind einer alleinerziehenden Mutter im Hamburger Problemviertel Dulsberg, epileptische Anfälle, Mobbing, Depressionen. Sie beginnt zu singen, verarbeitet ihre Krankheit und ihre Selbstzweifel in Liedern. Die erste Single „Control“ wird zum Hit, mit der Wees in mehreren Ländern in den Charts landet, elf Goldene Schallplatten gewinnt und Auftritte in den Shows von Jimmy Kimmel und Carpool-Karaoke-Erfinder James Corden bekommt. Und das, obwohl die schillernde Welt der Popmusik nicht gerade der beste Nährboden für einen 19-Jährigen ist, der von epileptischen Anfällen und anderen Problemen singt.

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Der bekannteste virtuelle Influencer aus Deutschland hatte erst kürzlich einen großen Auftritt. Bei den live auf ProSieben übertragenen „About You Awards“ taucht „Noonoouri“ plötzlich neben Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz auf und überreicht ihm einen Gewinnumschlag. Es ist der erste Live-Auftritt eines virtuellen Influencers in Deutschland. Unten können Sie sich eine Figur aus dem Computer vorstellen, die sich beispielsweise auf Instagram wie eine typische Influencerin verhält, von ihrem „Leben“ erzählt, Fotos und Geschichten postet und Follower sammelt.

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Noonoouri hat mittlerweile 383.000 Abonnenten: auf der Plattform und hat bereits für die Kosmetikmarke „KKW Beauty“ von Dior und Kim Kardashian geworben. "Als Kim Kardashian Noonoouri zu ihrem Geburtstag gratulierte, gab es ein paar Follower", sagte Jörg Zuber, der Schöpfer des virtuellen Influencers, gegenüber OMR. Inzwischen hat er für seine Kreation sogar einen Modelvertrag bei der weltbekannten Agentur IMG Models unterschrieben. Vielleicht ist dies also die Zukunft des Influencer- und Modelgeschäfts. Oder einfach nur eine lustige Geschichte, um unsere OMR 50-Liste abzurunden.

Das waren also unsere 50 Sterne in der Branche. Wenn du jetzt denkst: Moment mal, schönes Ranking, aber die Kollegen von OMR haben dies oder das übersehen... Nichts, das nach dem Ranking ist vor dem Ranking. Schicken Sie uns eine kurze E-Mail mit fundierter Begründung an Redaktion@omr.com und wir schauen, ob diese Person in der nächsten Ausgabe aufgenommen werden muss. Wir sind begeistert!

Texte: Christian Cohrs, Roland Eisenbrand, Martin Gardt, Florian Heide & Torben Lux

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