Venezuela: Wenn Vertrauen in Währung und Institutionen zerbricht

2022-05-29 07:50:55 By : Ms. Daisy Shen

In einem Land, das das Vertrauen in die Währung und die Institutionen komplett verloren hat, lebt es sich ungemein kompliziert. Unsere Korrespondentin berichtet von ihren Erfahrungen im Sommer 2018 in Venezuela.

Bereits beim Landeanflug auf Caracas bekomme ich eine Vorahnung davon, was mich im «Sozialismus des 21. Jahrhunderts» erwarten würde. Meine beiden Sitznachbarinnen, beide um die dreissig Jahre alt, kramen Dollarnoten aus ihren Geldbeuteln und verstecken sie am Körper. 10 Dollar in die linke Socke, 15 Dollar in den Büstenhalter, 5 Dollar in den rechten Schuh. Ich werde aufgefordert, dasselbe zu tun. «Die nehmen dir das sonst am Flughafen alles ab», sagt die eine. Sie rät, zur Tarnung 20 Dollar im Portemonnaie zu lassen. Die andere ist derweil sichtlich nervös, Schweissperlen glänzen auf ihrer Stirne. Sie hat aus Panama einen riesigen Koffer voller Medikamente für ihre Familie mitgebracht und befürchtet, kontrolliert zu werden. Illegal ist das nicht. Warum dann die Bedenken? «In diesem Land ist alles möglich», sagt sie, «man weiss nie, was passiert.»