Halle: Polizeipanne nach Notruf? Schwere Vorwürfe gegen Rettungsdienste | Politik

2021-11-29 08:51:34 By : Ms. Yuki Wu

Der Schütze aus Halle gestand die Tat und machte Angaben zu seinem Motiv. Aber hätte man ihn viel schneller erwischen können?

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Update vom 21. Juli, 11.17 Uhr: Der Prozess gegen den Halle-Attentäter Stephan B. beginnt in Magdeburg. Die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht nur wegen der Corona-Pandemie enorm. 

17.50 Uhr: In unserem neuen Newsticker können Sie die aktuellen Entwicklungen zum Anschlag in Halle verfolgen. Eine Chronologie des rechten Terrors in Deutschland finden Sie hier. *

In Halle kam es zu einem weiteren Anschlag: Auf das Bürgerbüro eines SPD-Politikers fielen Schüsse.

Update vom 13. Oktober 2019, 16.37 Uhr: Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) fordert nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle ein rigoroses Vorgehen von Sicherheits- und Justizbehörden. "Antisemitische Straftaten müssen mit aller Konsequenz verfolgt werden", sagte sie der "Welt am Sonntag". Mehrere Politiker wiesen der AfD eine Mitverantwortung für rechtsextreme Verbrechen wie in Halle zu. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer bezeichnete die Partei als "politischen Arm des Rechtsradikalismus".

Lambrecht sagte, die Strafgesetze für eine konsequente Bestrafung antisemitischer Straftaten seien in Kraft. "Aber sie müssen auch konsequent angewendet werden." Als positives Beispiel hob der Minister Bayern hervor. Dort habe sich die Staatsanwaltschaft „den Grundsatz auf die Fahnen geschrieben, dass es bei antisemitischen Straftaten nicht wegen Geringfügigkeit oder geringer Schuld zu einer Einstellung des Verfahrens kommt“.

Die Zunahme antisemitischer Handlungen erfülle sie "mit großer Sorge", sagte Lambrecht. "Der Terroranschlag in Halle ist nur der traurige Tiefpunkt einer langen Entwicklung."

Update vom 12. Oktober, 13.54 Uhr: Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen hat die Kritik an seiner Partei nach dem Terroranschlag in Halle klar zurückgewiesen. Die Innenminister versuchten "mit ihren abstoßenden und völlig unbegründeten Angriffen gegen die AfD vom eigenen grundsätzlichen Versagen abzulenken", sagte Meuthen am Samstag auf dem AfD-Landesparteitag im hessischen Neuhof.

Es gab ein grundlegendes Versagen des Staates, die Synagoge zu schützen. Der Staat sei verpflichtet, alle bewaffneten Synagogen wegen der bekannten Bedrohung zu schützen, betonte Meuthen. Die AfD steht für jüdisches Leben in Deutschland und Israel. Nach dem Anschlag in Halle gab es Kritik an der Mittäterschaft der AfD.

Update vom 12. Oktober, 12.13 Uhr: Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, fordert eine Abkehr von den unterschiedlichen Ansätzen der Länder beim Schutz jüdischen Lebens. "Wir müssen einheitliche Sicherheitsstandards für jüdische Einrichtungen in Deutschland haben", sagte er am Samstag dem "Mannheimer Morgen". "Ich bin mir nicht sicher, ob es überall in Deutschland das gleiche Wissen über mögliche Bedrohungen gegen jüdische Einrichtungen gibt."

Am jüdischen Feiertag Jom Kippur zum Beispiel gebe es in einer vollbesetzten Synagoge eine "höhere Risikosituation", sagte Klein. Dies sei in Halle "tödlich falsch eingeschätzt" worden. 

In diesem Zusammenhang klagte Klein auch über mangelndes Wissen bei den Sicherheitskräften. "So wie in jedem Polizeirevier bekannt ist, dass Christen sonntags Gottesdienst feiern, muss die Polizei auch über den Sabbat und die hohen jüdischen Feiertage Bescheid wissen", sagte er der Zeitung.

Update vom 12. Oktober, 11.46 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warf der AfD nach dem Terroranschlag in Halle Heuchelei vor. "Ich glaube nicht an die Sorge, die mancherorts hochgespielt wird", sagte Söder am Samstag beim Deutschlandtag der Jungen Union in Saarbrücken. „Die AfD ist nicht auf dem Weg, eine bessere und ehrlichere CDU zu werden. Die AfD ist auf dem Weg zur wahren NPD in Deutschland. „Er rief den Jugendlichen der Union zu:“ Also lasst uns gemeinsam gegen sie kämpfen. ”

Söder forderte strengere Gesetze gegen Antisemitismus im Internet. „Am Anfang stehen schlechte Gedanken. Irgendwann werden aus schlechten Gedanken böse Worte. Und wenn diese lange genug gesprochen werden, ist die Schwelle zum Bösen nicht weit. „Er fügte hinzu:“ Wir brauchen strengere Gesetze. „Rechtsextremismus und Antisemitismus dürfen nicht nur verbal keinen Platz haben, sie müssen“ mit aller Härte der Rechtsstaatlichkeit bekämpft werden. "

Update vom 12. Oktober, 10.25 Uhr: Nach dem Anschlag in Halle kommen die Innenexperten des Landtags außerplanmäßig in Magdeburg zusammen. In der Sondersitzung des Innenausschusses am Montag soll die Landesregierung über die Hintergründe der Ereignisse informieren, wie die SPD-Bundestagsfraktion mitteilte. Das hat Ihr innenpolitischer Sprecher Rüdiger Erben gefordert. Auch die oppositionelle AfD-Bundestagsfraktion hatte eine Sondersitzung des Gremiums beantragt. Auch Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) solle Auskunft über die Reaktionsgeschwindigkeit des Polizeieinsatzes geben, hieß es.

Erst am Freitag wies Stahlknecht die Vorwürfe der jüdischen Gemeinde zurück, die Polizei habe in der Vergangenheit Anträge auf Schutzmaßnahmen abgelehnt. „Die Synagoge war und ist immer das besondere Augenmerk der örtlichen Polizei.“ Inzwischen stehen alle Synagogen, jüdische Einrichtungen und Moscheen unter ständigem Polizeischutz. Vor all diesen Gebäuden parke bis auf Weiteres rund um die Uhr mindestens ein Streifenwagen, sagte Stahlknecht.

Update vom 12. Oktober, 8.34 Uhr: Der Terroranschlag in Halle sorgte noch Tage später für Spekulationen. Wie Bild nun erklärt, führte die zunächst vermutete Schießerei vor einer Synagoge zu schweren Fehlern der Polizei. Demnach waren nach dem ersten Mord vor der Synagoge rund 15 Minuten vergangen, bevor der Täter erstmals von der Polizei konfrontiert wurde. 

In dieser Zeit gelang es Stephan B., in einem Dönerladen einen Mann zu erschießen. Nach einem kurzen Schusswechsel mit der Polizei konnte der Attentäter für rund eine Stunde untertauchen. Erst dann konnten die Beamten den bewaffneten Mann fassen. Im Bild-Interview erklärt Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Die Frage, wo die Polizei in Halle so lange steht, ist absolut berechtigt“. 

Wie die Zeitung weiter berichtet, soll gegen 12.04 Uhr der erste Notruf bei der Polizei eingegangen sein. Damals soll Stephan B. versucht haben, in die Synagoge einzubrechen. Das Opfer Jana L. war bereits tot. Etwa sieben Minuten nach dem ersten Notruf erreicht dann ein Streifenwagen die Synagoge, doch wie Bild weiter erklärt, befand sich der Attentäter zu diesem Zeitpunkt bereits in der rund 500 Meter entfernten Dönerbude. 

Nach Informationen von Rainer Wendt wurde zunächst nur ein einziger Streifenwagen zum ersten Tatort geschickt. Kurz darauf fuhr die Polizei zum Döner und tauschte Feuer mit dem Attentäter. Rainer Wendt betont: "Die Streifenpolizisten haben den Täter gesucht, die Straßen blockiert, nicht auf Verstärkung oder Sondereinsatzkommando gewartet und auch auf den Täter geschossen."

Doch kurz darauf gelingt es Stephan B. wieder zu verschwinden. Rund eine Stunde später endet die Flucht auf der Autobahn A9. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft betont jedoch, dass den beteiligten Kräften nach dem Terroranschlag in Halle kein Vorwurf gemacht werden könne. 

Der Innenausschuss des Landtags wird am Montag eine Sondersitzung abhalten. Dann sollen unangenehme Fragen zum Polizeieinsatz geklärt werden.

Update 11. Oktober, 21.08 Uhr: Stephan B., der Attentäter aus Halle, hat seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr geleistet. Wie der "Spiegel" berichtet, absolvierte er 2010 und 2011 seinen halbjährigen Dienst. Damals galt noch die inzwischen ausgesetzte Wehrpflicht. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, Stephan B. habe seine Grundausbildung aus der Zeit vor der Aussetzung der Wehrpflicht abgeleitet. So hatte er automatisch Training an der Waffe.

Update 11. Oktober, 17.08 Uhr: In Halle dachten am Freitagnachmittag mehrere Hundert Menschen an die Opfer des rechtsextremen Anschlags. Unter anderem versammelten sie sich zu einer Schweigeminute auf dem Marktplatz im Zentrum. Nach ersten Schätzungen der Polizei waren rund 600 Menschen vor Ort.

In der Zwischenzeit protestierten viele gegen einen bekannten Rechtsextremisten, der nur wenige Meter entfernt Parolen vom Dach seines Autos über den Lautsprecher gerufen hatte. Einige Leute nahmen an der Aktion des Mannes teil. Eine große Polizeieinheit hielt die beiden Gruppen auseinander. Gegner des Rechtsextremisten skandierten unter anderem "Haut ab!"

Update vom 11. Oktober, 16.01 Uhr: Der Schütze aus Halle beginnt seine Untersuchungshaft in der dortigen Justizvollzugsanstalt. Das teilte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft Karlsruhe am Freitag auf Anfrage mit. Ein Hubschrauber mit Stephan B. an Bord startete am Nachmittag in Karlsruhe in Richtung Halle.

Update vom 11. Oktober, 15.45 Uhr: Die Waffen des Halle-Attentäters versagten immer wieder. Auf seinem Video, das Stephan B. live im Internet gestreamt hat, hörte man ihn immer wieder laut fluchen. „Was ist los? Mein Gesicht, Mann, lade! Oh Scheiße.“ Wenn nicht vor allem die beiden selbstgebauten Maschinenpistolen immer wieder erwischt worden wären, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch gewesen, dass die Bluttat in Halle zustande gekommen wäre bei vielen weiteren Opfern.

In seinem Manifest, das der Täter auf die Kohlchan-Website hochgeladen hat – das deutsche Pendant zur umstrittenen US-Plattform 8chan – beschrieb er ausführlich sein Waffenarsenal. Darunter waren auch zwei Maschinenpistolen des britischen Waffenaktivisten Philip Luty, die damit für den freien Waffenbesitz demonstrieren wollten. Während das „Luty SMG 9mm Parabellum“ des Attentäters aus Halle komplett aus Metallteilen bestand, wurde auch die zweite Luty Maschinenpistole mit Kunststoffteilen aus dem 3D-Drucker gefertigt. Im Wohnzimmer von Stephan B. entdeckten die Ermittler einen Drucker. 

Waffen aus dem 3D-Drucker sind seit Jahren ein Thema: 2013 stellte der Texaner Cody Wilson die Pläne für eine Waffe aus dem 3D-Drucker online. Unterstützt wurde der Waffenfreak und Aktivist von der Waffenlobby-Organisation Second Amendment Foundation. Seine Einschuss-Kunststoffpistole „Liberator“ (Liberator) löste weltweit große Befürchtungen aus: Nicht nur, weil mit den digitalen Bauplänen praktisch jeder eine Waffe beschaffen kann, sondern auch, weil die Kunststoffpistole von klassischen Metalldetektoren an Sicherheitsschleusen nicht erkannt wird.

Laut seinem Verteidiger stehe der Halle-Attentäter zu seiner Tat. "Es wäre unsinnig, etwas zu leugnen, und das hat er auch nicht getan", sagte der Karlsruher Anwalt Hans-Dieter Weber am Freitag dem Südwestrundfunk (SWR).

Sein Mandant Stephan B. ist intelligent, wortgewandt, aber sozial isoliert. Auslöser der Tat war, dass er andere für seine eigenen Probleme verantwortlich machte. "Aus seiner Sicht der Welt ist es einfach so, dass er andere für sein eigenes Elend verantwortlich macht, und das ist letztendlich der Auslöser für diese Aktion." Er sehe Kräfte am Werk, die im Verborgenen arbeiten, aber sehr einflussreich seien und auf die Politik einwirken könnten, so Weber.

Laut SWR sagte Weber, dass die Tat aus Sicht seines Auftraggebers „schiefgelaufen“ sei. Das Ziel war ein anderes, die Opfer waren nicht beabsichtigt.

B. soll laut Weber am Freitag aus Karlsruhe in die Justizvollzugsanstalt Halle zurückgebracht werden. Bei der Bundesanwaltschaft war zunächst niemand zu erreichen. In Karlsruhe wurde B. am Donnerstag dem Richter des Bundesgerichtshofs vorgeführt.

In Berlin läuft derzeit ein großangelegter Polizeieinsatz: Am Checkpoint Charlie in Berlin sind Schüsse gefallen.

Der Endspurt der Bürgermeisterwahl in Halle wird überschattet von der rechtsextremen Attacke. Viele Aktionen der OB-Kandidaten wurden abgesagt. "Die Wahlkampfaktivitäten sind komplett eingestellt worden", teilte das Wahlkampfteam von Hendrik Lange (Linke) am Freitag mit, das auch von SPD und Grünen unterstützt wird. Ähnlich äußerte sich der Wahlkampfleiter von Andreas Silbersack (FDP), der von der CDU unterstützt wird.

Das Ende des Wahlkampfes auf dem Marktplatz wurde abgesagt. Dort war am Freitagnachmittag eine Demonstration des Bündnisses „Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage“ geplant.

Update vom 11. Oktober, 13.53 Uhr: Nach dem Terroranschlag in Halle werden die beiden Verletzten noch im Krankenhaus behandelt. Wie ein Sprecher des Universitätsklinikums am Freitag sagte, brauchen Patienten Ruhe. Wie ihre Angehörigen wollen sie keinen Kontakt zu den Medien. Der Mann und die Frau – ein Ehepaar – waren vor zwei Tagen mit schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert und operiert worden. Sie befinden sich nach Angaben des Sprechers nicht mehr in Lebensgefahr.

Update vom 11. Oktober, 12.07 Uhr: Ermittler haben bei der Durchsuchung der Wohnräume des Tatverdächtigen in Halle einen 3D-Drucker gefunden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Karlsruhe am Freitag aus Sicherheitskreisen. „Der Spiegel“ hatte zuvor darüber berichtet.

Generalstaatsanwalt Peter Frank sagte am Donnerstag, der Attentäter Stephan B. sei mit mehreren offenbar selbst hergestellten Waffen bewaffnet gewesen. In einer Stellungnahme der Bundesanwaltschaft hieß es, es sei noch unklar, ob die Waffen und Sprengstoffe im eigenen Haus hergestellt würden. Die forensischen Ermittlungen dauerten noch an.

Nach Informationen von "Spiegel" und dpa haben die Ermittler bei den Durchsuchungen auch eine Festplatte gesichert. In einem der Zimmer der 27-Jährigen wurden mehrere Zettel mit der Aufschrift „Nieten“ gefunden. Die Ermittler vermuten, dass B. mit den Durchsuchungen gerechnet hatte und die Polizei verspotten wollte.

Update vom 11. Oktober, 11.52 Uhr: Nach dem antisemitischen Angriff auf eine Synagoge in Halle geht die Trauer vielerorts in der Stadt weiter. Immer mehr Blumen und Kerzen wurden am Freitag auf dem Marktplatz in Halle, vor der Synagoge im Paulusviertel und vor dem Dönerladen, in dem ein 20-Jähriger erschossen wurde, aufgestellt. „Kein Platz für Antisemitismus“, stand auf einem der vielen Plakate, die aufgehängt wurden.

Update vom 11. Oktober, 10.30 Uhr: Der Schütze aus Halle hat die Tat gestanden und zudem ein rechtsextremistisches, antisemitisches Motiv bestätigt. Der 27-jährige Stephan B. hat bei dem mehrstündigen Termin beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs am Donnerstagabend ausführlich ausgesagt, wie die Deutsche Presse-Agentur in Karlsruhe am Freitag erfuhr.

Update vom 11. Oktober, 10.25 Uhr: Nach der schrecklichen Tat von Halle ist Terrorismusexperte Peter Neumann alarmiert. Im Interview erklärt er, warum es eine ganz neue Dimension hat. Der Terrorismusforscher hat eine düstere Prognose rechtsextremistischer Gewalt und spricht von einem transnationalen Phänomen.

Außerdem äußerte sich Oberrabbiner Pinchas Goldschidt in einem Interview mit merkur.de*: Er wünschte sich mehr Polizeipräsenz und Zivilcourage.

Update vom 11. Oktober, 9.44 Uhr: Zwei Tage nach dem Terroranschlag in Halle hat der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen das Vorgehen der Sicherheitsbehörden scharf kritisiert. "Was da schief gelaufen ist, ist, dass die Sicherheitsbehörden hier versagt haben", sagte Meuthen am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Die jüdische Gemeinde in Halle hatte wiederholt um Polizeischutz für den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur gebeten. „Das wurde nicht gewährt. Und jetzt kommen sie um die Ecke und sagen "jetzt wollen wir schützen" - das ist zu spät. "Meuthen fügte hinzu:" Wir haben eine rechtsextreme Bedrohung, Sie müssen reagieren. "

Der AfD-Vorsitzende klagte gegen Bundesinnenminister Horst Seehofer und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU), um die Tat parteipolitisch zu instrumentalisieren. Kurz nach dem Anschlag sagte Herrmann, einige AfD-Politiker seien "geistige Brandstifter". Seehofer hatte dem zugestimmt, ohne den Parteinamen AfD zu verwenden. Meuthen sagte: „Wir halten das für absurd und berüchtigt. Wie kann man angesichts eines solchen Verbrechens, das die Republik schockiert, mit der Instrumentalisierung der Parteipolitik beginnen? "

Update vom 11. Oktober, 8:00 Uhr: Deutschland ist wenige Tage nach der Tat in Halle (Saale) bestürzt über die beiden Todesopfer, die das geplante Massaker in einer Synagoge gekostet hat, und das Motiv des Täters. 

Auch Deutschland dürfte schockiert sein, wie die Opfer starben. Jana L. (40) beispielsweise ging nach Informationen der Bild-Zeitung, die offenbar Einblicke in ein Video hat, das dies zeigen soll, am Theater vorbei, während der Täter auf die Synagoge zielte. 

Dem Bericht zufolge sagte Jana zum Täter: „Muss das sein, wenn ich diesen Weg gehe? Mann ey. „Als sie an ihm vorbeiging, schoss ihr Stephan B. mehrmals in den Rücken. Offenbar ist sie sofort gestorben.

Nachdem Janas Identität bekannt ist, melden sich immer mehr Stars der deutschen Musikszene und trauern um sie. Denn Jana war ein großer Fan der Schlagerstars Andrea Berg und Stefan Mross. „Ich habe Jana bei vielen meiner Konzerte und Autogrammstunden kennengelernt. Was gestern in Halle passiert ist, macht mich zutiefst bestürzt und unendlich traurig. Lasst uns alle näher zusammenrücken und zeigen, dass Gewalt, Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, so Berg. Auch hierzu können Sie hier mehr lesen.

Das zweite Tote ist Kevin S. Der 20-Jährige wurde in einem Dönerladen erschossen, als er sich dort in der Mittagspause einen Imbiss besorgen wollte.

Bereits am Mittwochmittag hatte Vater Karsten L. über Facebook verzweifelt um ein Lebenszeichen seines Sohnes gebeten: „Kevin, vermisse dich. Und deine Mutter auch. Seit 12 Uhr mittags, als in Halle Saale der Horror begann. " 

Seine Mutter Mandy S. (43) sagte gegenüber RTL: „Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Er war 20 Jahre alt. "

Update vom 11. Oktober, 7.14 Uhr: Nach dem antisemitischen Anschlag in Halle werden die Forderungen nach einem besseren Schutz der Synagogen laut. Die EU-Antisemitismus-Kommissarin Katharina von Schnurbein forderte in einem Schreiben alle EU-Mitgliedstaaten auf, jüdische Einrichtungen angemessen zu schützen und die Sicherheitsmaßnahmen zu finanzieren. Auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer forderte einen besseren Schutz. Gegen den Verdächtigen Stephan B. wurde inzwischen Haftbefehl erlassen.

Schnurbein sagte am Freitag den Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass einige Bundesländer beim Schutz von Synagogen "nachholbedarf" hätten. In manchen Fällen müssten jüdische Gemeinden 50 Prozent ihres Budgets für Sicherheitsmaßnahmen ausgeben. "Die Sicherheit der jüdischen Gemeinden ist Aufgabe und Verantwortung jedes einzelnen Staates", mahnte Schnurbein.

Die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer sagte im „Tagesspiegel“, dass jüdische Einrichtungen in Deutschland „absoluten Schutz genießen“ müssten. Es müsse daher geklärt werden, „warum die Synagoge in Halle an diesem hohen jüdischen Feiertag nicht diesen Schutz hatte“.

Zudem müssten rechtsextreme, antisemitische und islamistische Netzwerke zerschlagen werden, forderte der Bundesverteidigungsminister. Dazu müssten Sicherheitsbehörden und Geheimdienste die richtigen Instrumente in die Hand bekommen, "wie längere DNA-Speicherfristen, damit die Spuren der Ermittlungen zu schweren Straftaten nicht verloren gehen", sagte Kramp-Karrenbauer. "Der rechtsextremistische, antisemitische Terroranschlag in Halle erfordert die volle Strenge des Rechtsstaats."

 Einen Tag nach der Bluttat in Halle hat der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Rechtsterroristen Stephan B. erlassen. Das sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft am Donnerstagabend in Karlsruhe der Deutschen Presse-Agentur . Der Richter ordnete Untersuchungshaft an. Der Südwestrundfunk berichtete zuerst darüber.

Update vom 10. Oktober, 20.39 Uhr: Die Jüdische Gemeinde Halle hat die Polizei und das Land Sachsen-Anhalt vor dem Anschlag am gestrigen Dienstag wiederholt um erhöhten Polizeischutz gebeten. Das berichtet das Portal welt.de unter Berufung auf ein Mitglied der Community. Demnach stand die Synagoge in Halle in den letzten 15 Jahren nur einmal unter sichtbarem Polizeischutz. Als die Tora vor fünf oder sechs Jahren kam. Aber das ist nicht alles.

„Unser Gemeindevorsteher Max Privorozki stand in ständigem Kontakt mit der Polizei und bat auch ständig darum, zumindest für die großen Feiertage eine Wache aufzustellen“, berichtet Gemeindemitglied Yosyp L. Groß über die Situation, an der sich aber nichts geändert hat. Nur ab und zu fuhr ein Streifenwagen vorbei.  

Die Gemeinde selbst hat an der Synagoge Sicherheitsvorrichtungen angebracht, was auch dazu beigetragen hat, dass bei dem Anschlag am Dienstag nicht viel mehr Menschen ums Leben kamen. Dem Täter gelang es nicht, die Tür zur Synagoge aufzubrechen und die Gemeindemitglieder konnten mit einer Überwachungskamera die Lage von innen einschätzen.

Update vom 10. Oktober, 20.32 Uhr: Tobias Schilk wurde in München geboren und ist Profifußballer beim Halleschen FC. Im Interview erzählte er uns, wie der 27-Jährige die Ereignisse in seiner Wahlheimat erlebt hat. 

Unter den Opfern des Anschlags war auch die 40-jährige Schlager-Fan Jana L. Ihr großes Ideol Stefan Mross hat sich in einem emotionalen Post von ihr verabschiedet. 

Update vom 10. Oktober, 20.27 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Donnerstag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gesprochen. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer teilte am Donnerstagabend mit, sie habe ihre tiefe Besorgnis über den antisemitischen Anschlag in Halle am Mittwoch zum Ausdruck gebracht. Merkel hatte deutlich gemacht, dass Deutschland seiner historischen Verantwortung für den Schutz jüdischen Lebens fest verpflichtet ist. Die Bundesregierung wird den Kampf gegen Antisemitismus entschlossen fortsetzen.

Update vom 10. Oktober, 19.30 Uhr: Aus einer von der Bundesanwaltschaft veröffentlichten Mitteilung lassen sich weitere Rückschlüsse auf das Vorgehen des Täters ziehen. "Aus rechtsextremistischer und antisemitischer Gesinnung plante Stephan B. ein Attentat auf Mitbürger jüdischen Glaubens", heißt es in der Mitteilung. "Der Angeklagte wollte sich Zugang zum Haus Gottes verschaffen und möglichst viele Menschen jüdischen Glaubens töten."

Als der Attentäter jedoch keinen Zugang zur Synagoge erhielt, änderte er seinen Plan und versuchte stattdessen, Mitbürger mit Migrationshintergrund zu töten. „Frustriert über dieses weitere Scheitern haben sich die Angeklagten entschieden, den Tatort zu verlassen und Mitbürger mit Migrationshintergrund zu töten. Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt hielt er vor einem Dönerladen, stieg aus und erschoss eine männliche Person, die im Türrahmen des Restaurants stand“, hieß es in der Mitteilung der Bundesanwaltschaft. 

Ob es sich bei Stephan B. um einen Einzeltäter oder um Mitglied eines Vereins handelte, ist nach aktuellem Ermittlungsstand noch nicht bekannt. "Bisher fehlen hinreichende Tatsachenbeweise, dass der Angeklagte mit einer rechtsterroristischen Organisation in Verbindung stand oder eine sonstige Verbindung zu einer solchen besteht."

Update vom 10. Oktober, 19.14 Uhr: FDP-Chef Christian Lindner hat die Ereignisse in Halle verurteilt. Dies sei ein mörderischer Angriff auf jüdische Menschen, aber auch auf uns alle, sagte er am Donnerstag vor Medienvertretern in Halle. "Wir sind alle gemeinsam aufgerufen, damit sie den inneren Frieden und das friedliche Zusammenleben nicht zerstören", sagte er. Ursprünglich hatte Linder einen Wahlkampf auf dem Marktplatz in Halle geplant, den er aber wegen des gestrigen Anschlags abgesagt hatte. In dieser Situation eine parteipolitische Auseinandersetzung zu führen, sei respektlos, "wo es darum geht, zusammenzustehen", sagte er. Stattdessen gedachte Lindner gemeinsam mit Hunderten von Menschen auf dem Marktplatz der Opfer.

Update vom 10. Oktober, 18.34 Uhr: Mehrere Hundert Menschen dachten an die Opfer der Anschläge in Halle. Bei Regenwetter kamen sie auf dem Marktplatz zusammen, um mit Blumen, Kerzen und im stillen Gebet der Menschen zu gedenken, die am Mittwoch getötet und verletzt wurden und am Mittwoch um ihr Leben und das ihrer Angehörigen und Freunde fürchteten. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) rief dazu auf, gegen alle Formen von Antisemitismus und Rechtsextremismus vorzugehen. „Es liegt in der Verantwortung von uns allen“, sagte Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Zivilcourage wird von jedem Einzelnen verlangt, jeder kann etwas tun. "Wir zählen auf Sie", rief Haseloff den Leuten zu. Gleichzeitig versprach er: „Wir stehen zusammen. Das wird so bleiben."

Update vom 10. Oktober, 18.28 Uhr: Wie kam der Halle-Attentäter an die Waffen, die er für den Angriff benutzte? Diese Frage bewegt auch am Tag nach dem schrecklichen Verbrechen in Sachsen-Anhalt große Teile der Bevölkerung. Laut Medienberichten trug Stephan E. Waffen bei sich, die er teilweise mit einem 3D-Drucker produziert hatte. Er postete unter anderem auch 3D-Anleitungen für Magazine und andere Waffenteile im Internet.

In einem vor der Tat verfassten Dokument beschreibt der Attentäter seine Bewaffnung detailliert anhand von Fotos. Er erklärt, dass diese selbstgebauten Waffen nicht zuverlässig sind. In seinem live im Internet übertragenen Video des Angriffs äußerte er sich mehrfach zum Einsatz seiner selbstgebauten Waffen. Die Polizei Halle kann nach eigenen Angaben nicht bestätigen, dass der Täter Waffenteile aus dem 3D-Drucker verwendet hat.

Das Video der Tat zeigt auch, wie die Waffen des Täters mehrfach Probleme mit dem Einklemmen haben. Ein Hinweis darauf, dass sie von einem Amateur gemacht wurden. 

Update vom 10. Oktober, 17.51 ​​Uhr: Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Pinchas Goldschmidt, hat Polizei und Politik in Deutschland scharf kritisiert. "Es ist unglaublich, dass die Behörden in Halle vor unserem höchsten Feiertag Jom Kippur nicht für ausreichend Sicherheit gesorgt haben", sagte Goldschmidt dem "Münchner Merkur (Freitag)." Die Behörden gehen mancherorts fahrlässig vor, der Mann, der erst am vergangenen Freitag mit einem Messer vor der Berliner Synagoge in der Oranienburger Straße aufgetaucht war, wurde freigelassen. "Politiker und Sicherheitsorgane müssen" deutlich stärker gegen Antisemitismus und Rassismus Stellung beziehen und klare Grenzen aufzeigen. "Ähnliche Forderungen stellte Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden.

"Dieser beschämende Terrorakt zeigt eine neue Qualität des Rechtsextremismus", so Goldschmidt weiter. Notwendig sei "mehr Zivilcourage gegen Antisemitismus. Es muss klar sein, dass sich jeder Bürger ohne Angst vor Angriffen sicher auf der Straße bewegen kann." Trotz allem will er Juden in Deutschland nicht raten, auf der Straße eine Kippa zu tragen. "Das ist in diversen Vororten von Paris oder Brüssel nicht ratsam, in Deutschland würde ich davon nicht abraten - trotz allem."

Tatsächlich ist es derzeit wahrscheinlich die größte Frage, warum die Synagoge an einem Feiertag nicht bewacht wurde, an dem bekanntermaßen weniger religiöse Juden an den Gottesdiensten teilnehmen. Eine Minute nach den ersten Schüssen (12:04 Uhr) ging der Notruf bei der Polizei ein. Sieben Minuten später, gegen 12.11 Uhr, trafen die Beamten am Tatort ein. Zu diesem Zeitpunkt ist der Schütze nicht mehr da. 

Die erste Begegnung zwischen der Polizei und Stephan B. war erst gegen 12.18 Uhr. Der mutmaßliche Schütze wurde jedoch erst mehr als eine Stunde später endgültig gefasst, nachdem er seinen Fluchtwagen gewechselt und mindestens zwei weitere Personen schwer verletzt hatte. Bundesinnenminister Seehofer kündigte an, den Polizeischutz vor Synagogen in Deutschland deutlich zu erhöhen. 

Mehr über die fast unglaubliche Flucht des Täters, die sich über eine Stunde hinzog, erfahren Sie hier.

Update vom 10. Oktober, 16.50 Uhr: Der mutmaßliche Schütze aus Halle ist nach dpa-Informationen in Karlsruhe gelandet und soll nun dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Die Bundesanwaltschaft hat in neun Fällen Doppelmord und versuchten Mord vorgeworfen. 

Update vom 10. Oktober, 16.42 Uhr: Nachdem sowohl der bayerische als auch der deutsche Innenminister eine Mitschuld an dem Anschlag in Halle auf die AfD sehen, steht Markus Söder nun auch parteikritisch. „Persönlichkeiten wie Herr Höcke aus Thüringen sind Menschen, die durch ihre politische Argumentation den Antisemitismus fördern. Sie begeistern ihre Täter tatsächlich“, sagte der bayerische Ministerpräsident gegenüber BR24. Im Interview fordert er sogar den Rausschmiss des AfD-Politikers. 

Update vom 10. Oktober, 16.11 Uhr: Die Pressekonferenz aus Halle endet mit Seehofers Schlussworten. Der Bundesinnenminister betonte mehrfach, dass das deutsche Versprechen an die Welt - dass "nie wieder" - gestern nicht gehalten werden könne. Antworten müssen nun gesucht und gefunden werden, so Seehofer. Vor allem die Demokraten in Deutschland sollten sich gegen das Gesetz erheben und der Rechtsstaat muss reagieren. 

Update vom 10. Oktober, 16.10 Uhr: „Als Innenminister sagt man so etwas nicht gern“, ordnet Seehofer seine Aussage ein, wonach der Anschlag eine Schande für das ganze Land sei. So etwas darf in Deutschland eigentlich nicht passieren. Auf keinen Fall sollten Juden unter Druck gesetzt werden, das Land zu verlassen. Denn dann würden die Täter bekommen, was sie wollen. Die Antwort auf das Verbrechen sollte nun Dialog und Reaktion des Rechtsstaates sein.

Update vom 10. Oktober, 16.04 Uhr: Jetzt folgen die Fragen aus der Presse: Seehofer stimmt seinen Parteikollegen, darunter auch Joachim Hermann, zu und verurteilt sie scharf mit den Vorwürfen gegen die AfD wegen geistiger Brandstiftung. 

Seehofer ergänzt: „Das gilt nicht für alle. Aber wenn ich mir einige Reden, vor allem Veröffentlichungen anhöre, kann man nicht ernsthaft leugnen, dass in einigen von ihnen geistige Brandstiftung stattfindet. „Der Innenminister hat weder den Namen noch den Parteinamen AfD genannt.

Update vom 10. Oktober, 15.56 Uhr: Seehofer spricht: „Das brutale Verbrechen ist eine Schande für unser ganzes Land. Leider müssen wir uns der Wahrheit stellen. Die Bedrohung durch Antisemitismus und Rechtsradikalismus in Deutschland ist sehr Das ist neben dem islamistischen Terrorismus die Hauptherausforderung für unser Land." bei der kommenden Ministerpräsidentenkonferenz.

"Wir müssen uns vor allem mit den hasserfüllten Parolen und dem, was im Internet passiert, auseinandersetzen", sagte Seehofer. Mit Blick auf den Fall Lübke verurteilt der Innenminister den Ton im Internet und bestätigt, dass er sich schon länger mit der Strafverfolgung im Internet beschäftigt. Gegen die Gegner des Rechtsstaates muss man sich wehren. Es geht nicht um die Einschränkung der Bürgerrechte, sondern um die Bekämpfung der Kriminalität. „Wir lassen uns nicht aufhalten“, schließt Seehofer. 

Aber niemand könne aus dem Kampf gegen den islamistischen Terror für den Kampf gegen Rechtsextremismus abgezogen werden, sagte Seehofer. Beide müssen gleichermaßen bekämpft werden. „Die Bundesrepublik Deutschland hat der ganzen Welt geschworen: ‚Nie wieder'. Wir werden alles tun, damit die Juden in Deutschland angstfrei leben können“, versprach Seehofer dem Präsidenten des Zentralrats. 

Update vom 10. Oktober, 15.50 Uhr: Anschließend ergreift Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, das Wort. Der Täter hat den Tag bewusst gewählt, weil am jüdischen Feiertag auch viele nichtreligiöse Juden in der Synagoge waren. „Man muss von Glück sprechen“, sagte Schuster, dass der Täter keinen Zugang zur Synagoge erhielt. Dann hätte es rund 60 Todesopfer gegeben. 

"Eine Funkpatrouille kann nicht alles verhindern, aber in diesem Fall hätte sie den Täter unschädlich machen können", sagte Schuster über die fehlende polizeiliche Überwachung der Synagoge. Die jüdische Gemeinde ist weit über Halle hinaus extrem verunsichert“, so der 65-Jährige. Der Polizeischutz für Synagogen wird in Abstimmung mit dem Bundesinnenminister in den kommenden Wochen enorm erhöht. Dies sei "leider notwendig". Dadurch könnten Juden in Deutschland heute und in den kommenden Tagen sicher eine Synagoge betreten, teilte Schuster mit. 

"Bei antisemitischen Straftaten werden oft Urteile gefällt, deren Milde für mich unverständlich ist", kritisiert Schuster die Justiz. Er sei kein Anwalt, sagt er weiter, aber das sei für ihn unverständlich. 

Update vom 10. Oktober, 15.42 Uhr: Holger Stahlknecht, Innenminister von Sachsen-Anhalt, ergreift das Wort und kritisiert die politische Debatte im Bundestag mit Blick auf die AfD. Dies sei teilweise im Stil des NS-Sprachgebrauchs gleich, sagte Stahlknecht. Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, sind die Wegbereiter für das, was passiert ist. "Sie sind die geistigen Brandstifter in unserer Bundesrepublik." Er nennt die AfD nicht. Sie ist seit 2016 die zweitstärkste Kraft im Landtag von Sachsen-Anhalt.

Anschließend schildert er ausführlich den Ablauf. Auch dies konnte anhand der Helmkamera des Täters eindeutig rekonstruiert werden. Der Täter blieb sieben Minuten vor der Synagoge stehen, bevor er seine Fahrt fortsetzte. Knapp 12 Minuten später warf der Täter einen Sprengsatz in einen Dönerladen, tötete dort eine weitere Person und tauschte bei der Abreise Feuer mit der Polizei, in der er erschossen wurde. Anschließend setzte er seine Fahrt fort und verletzte zwei weitere Personen schwer. 

Bei einem Fluchtversuch verursachte der Täter einen Unfall und wurde eineinhalb Stunden nach seiner Ankunft in der Synagoge festgenommen. 

Update vom 10. Oktober, 15.35 Uhr: „Wir sind immer noch tief getroffen und leiden unter Schmerzen“, stellt Ministerpräsident Haselhoff die PK vor. Sie müssen sich lange mit der Situation auseinandersetzen. Das Land Sachsen-Anhalt stehe, abgesehen von den Ereignissen am Mittwoch, für Religionsfreiheit und Vielfalt, stellt der Ministerpräsident fest. "Die Gesellschaft kann nicht getrennt werden, wir werden zusammenhalten."

Haselhoff stuft den gestrigen Anschlag nicht als singuläres Ereignis ein und plädiert für mehr Fürsorge für Menschen jüdischen Glaubens in ganz Deutschland. Sie sollen sich so sicher fühlen, dass sie sich nicht von den Ereignissen von gestern daran hindern lassen, ihren Gottesdienst zu feiern. Der Ministerpräsident spricht von einem "Sumpf, der hier im Sinne von Rechtsradikalismus entsteht" und fordert verstärktes Vorgehen dagegen. Der Waffenhandel, auch im Darknet, soll intensiver bekämpft werden. Das Vertrauen in den Rechtsstaat und in Deutschland darf nicht verloren gehen: "Wir werden dafür kämpfen."

Update vom 10. Oktober, 15.30 Uhr: Horst Seehofer nimmt Platz. Auf geht's. 

Update vom 10. Oktober, 15.18 Uhr: Der Bundesinnenminister lässt noch lange auf sich warten. Eigentlich war die PK um 15 Uhr anvisiert. Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, wird an der Pressekonferenz teilnehmen.

Update vom 10. Oktober, 15.01 Uhr: Um 15 Uhr gibt es eine gemeinsame Pressekonferenz mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesinnenminister Horst Seehofer und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haselhoff sowie dem Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt Holger Stahlknecht .

Update vom 10. Oktober, 14.46 Uhr: Dem mutmaßlichen Täter Stefan B. werden zwei Morde und versuchter Mord in neun Fällen sowie weitere Straftaten vorgeworfen. Ein Haftbefehl wurde beantragt und er wird heute einem Richter vorgeführt. Das gab die Pressekonferenz der Bundesanwaltschaft bekannt.

Update vom 10. Oktober, 14.43 Uhr: Bei der Pressekonferenz sprach auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht am Mittwoch über den Terrorakt in Halle. "Wir gehen davon aus, dass er aus rechtsextremistischen Gründen gehandelt hat", sagte Lambrecht am Nachmittag. "Wir müssen unsere jüdischen Mitbürger besser schützen, das ist Teil unserer Daseinsberechtigung." Nicht erst seit der Ermordung von Walter Lübcke wächst der Rechtsextremismus in Deutschland. 

Update vom 10. Oktober, 14.32 Uhr: Die Bundesanwaltschaft trat am Nachmittag vor die Presse. „Was wir gestern erlebt haben, war Terror. Nach unserem Kenntnisstand hat sich der Angeklagte zum Ziel gesetzt, ein Massaker in der Synagoge in Halle anzurichten. Als Person, die stark von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit geprägt war, war er schwer bewaffnet“, sagte Generalstaatsanwalt Peter Frank. Die Waffen wurden offenbar von ihm selbst gebaut, er hatte rund vier Kilo Sprengstoff im Auto. "Andererseits wollte er dort in die Synagoge gehen, um zahlreiche Menschen zu töten." Durch die Verbreitung des Verbrechens im Internet wollte er weltweite Wirkung erzielen. „Unserer Meinung nach wollte Stefan B. ein Nachahmer im doppelten Sinne sein.“ 

München - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat auch Teile der AfD für den Anschlag in Halle verantwortlich gemacht: "Der eine sind diese schrecklichen Gewalttäter, vor denen wir uns schützen müssen, der andere sind auch die geistigen Brandstifter, es hat auch einige Vertreter gegeben" Zuletzt machte die AfD auf empörende Weise auf sich aufmerksam“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann im Gespräch mit dem Sender Bayern 2 des Bayerischen Rundfunks.

Herrmann nannte in diesem Zusammenhang den Thüringer AfD-Spitzenpolitiker Björn Höcke: „Höcke gehört zu den geistigen Brandstiftern, wenn es darum geht, mehr Antisemitismus in unserem Land zu verbreiten. Wir müssen jetzt die politische Debatte darüber konsequent führen. "

Ähnlich äußerte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach. Auf Twitter schrieb er: "Es ist die Hetze der AfD, die dem Rechtsextremismus eine politische Stimme gegeben hat." 

Die AfD hat sich nun gegen den Vorwurf verteidigt, mitverantwortlich für den Anschlag in Halle zu sein. "Wer dieses schreckliche Verbrechen missbraucht, um den politischen Wettbewerb mit unbegründeter Diffamierung zu verleumden, spaltet die Gesellschaft und schwächt die demokratischen Grundlagen, auf denen wir stehen", sagte die Fraktionsvorsitzende Alice Weidel am Donnerstag.

Der Politiker nannte den bayerischen Innenminister Joachim Hermann (CSU) und den SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach.

Auch die AfD verurteilte den Angriff auf die Synagoge. „Wir sind schockiert über dieses monströse Verbrechen. Gemeinsam mit den Angehörigen trauern wir um die Ermordeten und wünschen den Verletzten eine schnelle und vollständige Genesung“, sagte Fraktionschef Alexander Gauland. "Antisemitischer Terror und extremistische Gewalt müssen konsequent bekämpft und hart bestraft werden, egal aus welcher Richtung und Haltung sie kommen."

Aktuelle Nachrichten zum Anschlag in Halle können Sie in unserem Newsticker nachlesen.

Erstmals sprach der mutmaßliche Mörder von Walter Lübcke mit einem TV-Team - und erklärt, warum ihn der Regierungschef in Kassel "wütend" gemacht hat.

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