Terror am Flughafen: Oma schiebt Baby durch Handgepäckscanner - DER SPIEGEL

2021-11-29 08:17:18 By : Jane Xu

hamburg ?? Wie gefährlich ist übermäßiges Sicherheitsdenken? Nach dem 11. September 2001 wurden an Flughäfen weltweit immer restriktivere Schutzmaßnahmen eingeführt; Die Liste der Dinge, die nur in speziellen Plastiktüten oder gar nicht mit an Bord genommen werden dürfen, ist lang. Neben Taschen und Jacken müssen Passagiere oft auch Gürtel, Schuhe und Kopfbedeckungen ausziehen und in Röntgengeräten röntgen lassen.

Röntgengerät am Flughafen Chicago: "Was zum Teufel kann da reinkommen?"

Das scheint manche Passagiere so zu verwirren, dass sie sich gezwungen sehen, alles, was sie bei sich haben, bei der Sicherheitskontrolle kontrollieren zu lassen? zum Beispiel auch ein Baby. Laut einem Bericht der Los Angeles Times legte eine 56-jährige Frau am Flughafen der kalifornischen Metropole tatsächlich ihr wenige Monate altes Enkelkind in eine der Plastikboxen auf dem Laufband eines X- Ray-Maschine? und setzte es leichten Röntgenstrahlen aus.

Nachdem der Beamte verstanden hatte, was er auf dem Monitor sah, zog er das Band sofort zurück. Die Aufregung war groß, Sanitäter brachten das Kleinkind in ein Krankenhaus und ließen es dort auf mögliche Strahlenschäden untersuchen. Das Ergebnis: Die Röntgenstrahlen, die das Baby erhielt, waren harmlos. Laut "LA Times" beträgt die Strahlendosis in einem üblichen Röntgengerät für das Handgepäck nicht mehr als ein Millirem, was etwa so viel ist, wie ein Mensch an einem Tag durch Weltraumstrahlung erhält. Zum Vergleich: Die Röntgenaufnahme eines Arztes ist zehnmal höher.

Stress und Druck von Vorgesetzten

Dennoch löste der Vorfall, der sich am vergangenen Samstag ereignet haben soll, eine aufgeregte Debatte unter amerikanischen Flughafenbetreibern und Sicherheitsexperten aus. Die große Frage: Könnten die immer strengeren Sicherheitsbestimmungen im Flugverkehr möglicherweise immer mehr unerwünschte Auswüchse haben, insbesondere bei Passagieren, die die Landessprache nicht sprechen?

Laut Zeitungsbericht sprach die Großmutter des fraglichen Kindes nur Spanisch, verstand also keine englischen Schilder am Flughafen. Angesichts massiver Sicherheitskontrollen hätte sie sich gezwungen sehen können, nicht nur ihr Handgepäck, sondern auch ihr Enkelkind kontrollieren zu lassen.

"Anstatt an der geringen Strahlendosis festzuhalten, müssen wir uns fragen, warum so etwas passiert ist? Damit es nicht wieder passiert", sagte James Borgstede, Vorsitzender des American College of Radiology, der "LATimes". ". "Die Leute sollten dem nicht ausgesetzt sein." Brian Sullivan, ein ehemaliger Mitarbeiter der US-Luftfahrtbehörde, sagte der Zeitung, dass Sicherheitsleute an US-Flughäfen immer wieder von Stress und Druck durch die Vorgesetzten berichteten.

Das könnte Folgen haben: "Wenn ein Baby in diese Maschinen eindringen kann - was zum Teufel kann da noch drin sein?" sagte Sullivan. Eine entscheidende Frage. Denn dem Zeitungsbericht zufolge gab es in der Vergangenheit ähnliche Fälle, wenn auch sehr selten. 1988 wurde beispielsweise ebenfalls am Flughafen Los Angeles ein Kleinkind in einem Kindersitz durch ein Röntgengerät gefahren. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im selben Jahr am Flughafen Winnipeg in Kanada: Ein zweijähriges Baby war in ein Laken gewickelt.

Könnte so etwas auch an deutschen Flughäfen passieren? "Auf keinen Fall", sagte ein Bundespolizist am Hamburger Flughafen zu SPIEGEL ONLINE. "Wir sorgen gezielt und hundertprozentig dafür, dass niemand in die Röntgengeräte kommt." Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Christian Sachs, wies ein solches Szenario zurück: "Es widerspricht dem Verfahren, nach dem in Deutschland Sicherheitskontrollen durchgeführt werden." Auch ein Vertreter der Bundespolizei in Frankfurt schloss solche Fälle aus. Sein Grund: Es gibt genügend Personal an den Handgepäckkontrollen.

Aber ob das wirklich reicht, bleibt zumindest fraglich. Fast jeder, der in den letzten Monaten von einem deutschen Flughafen geflogen ist, weiß, dass auch hierzulande die Sicherheitskräfte an den Röntgengeräten einem erhöhten Stress ausgesetzt sind und sich täglich Beschwerden von genervten Passagieren anhören müssen. „Diese Menschenmassen sind kaum zu bewältigen“ – diese Klage eines Screeners am Frankfurter Flughafen vor einem Jahr ist auch heute noch kein Einzelfall.

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